Das Treffen am Prinz Eugen Park hat stattgefunden, wie an dieser Stelle angekündigt: mit Politikern der CSU aus Bezirksausschuss, Stadtrat, Landtag und dem Stadtparteiobmann sowie einem Vertreter der MVG und eines Fahrgastverbandes.
Wer im Vorfeld gegen den Bau der Tram war und für die Beibehaltung des – relativ kurzen – Bus 59-Betriebes , hat seine
Haltung verfestigt, z.T. in kämpferischer Weise. Für verkehrs- und siedlungspolitische Ziele (vgl. meinen Artikel vom
17.12.2011) und entsprechende Erfolge ist man dann nicht zugänglich. Manche suchen das Haar in der Suppe.
Meine Beiträge (gerade auch der von voriger Woche) bezeugen hoffentlich das Streben nach einer gerechten Positiv-
u n d Negativ-Wertung, beides auf ebensolcher Tatsachen-Würdigung beruhend – was mich aber zum Gegner der Gegner macht.
In Zuschriften an Stadträte und Vorhaltungen beim Vor-Ort-Termin , insbesondere von 2 Frauen, ist von Unpünktlichkeit die Rede, von hohem Geräusch, von Geplagtsein durch Vibrationen und Erschütterungen die ganze Nacht (!) hindurch: „Wir haben eine Lärm-Tram bekommen, wir können nicht schlafen! Die Fahrer bremsen zu jäh ab und beschleunigen zu rasch. Vor unseren Häusern bilden sich Lärmtrichter. Eine Geschwindigkeitsreduktion auf 40 kmh würde wenigstens eine Erleichterung bringen, und in der Nacht sollen Busse fahren.“
Der Vertreter der MVG verwies auf die offiziellen Messergebnisse, in denen keine Grenzwerte überschritten werden.
Es bestünde aber durchaus die Möglichkeit, in begründeten Einzelfällen einen speziellen Haus-Termin zu vereinbaren.
Eine Hausbegehung im Anschluss bei einer der beiden Damen erbrachte jedoch kein brauchbares Resultat (Konter:
Die Fahrer wüssten von dem Termin und würden sich anders verhalten). mvg: Das Fahrverhalten der Fahrer könne überprüft werden (jeder weiss, daß das von Autofahrern auch sehr unterschiedlich ist).
Stadtrat Brannekämper (von Beruf ja Chef einer Baufirma) zum Vorwurf „Erschütterungen“: Wenn es diese wirklich gibt, müsse wohl nachgebessert werden. Er bestätigte aber meine Anfrage, dass auch Fehler beim Bau von Häusern (wie zeitbedingter Einsatz von Materialien, gewollte Einsparungen) Ursache sein könnten. (Könnten nicht auch Vorbauten vor einem Haus ,v.a. wenn nicht geichmässig, eine Trichterwirkung verursachen?)
Zum monierten Einsatz der Vario-Serie wurde festgestellt, dass diese nicht leiser sei (im Gegenteil: Die Stadt Graz
hat so schlechte Erfahrungen bezüglich Vibrationen gemacht im Vergleich zu den vorherigen Modellen, dass der Hersteller umbauen musste), sondern nur mehr Fahrgäste befördern könne (bis 221) – sie würde deswegen nur auf den Linien mit der grössten Nachfrage eingesetzt (z.Zt. 19,20,21. Ich ergänze: Da die Garnituren schwerer sind, würden sie Vibrationen – siehe Graz, obwohl kürzere Garnituren als in München – noch eher bedingen.)
1. Ich persönlich wohne ebenfalls direkt an der Linie (im Schlaf ist mein Kopf etwa 1 m vom Fenster hin zur Tram entfernt) und kann die Vorwürfe in keiner Weise bestätigen. Zwischen 1 Uhr 45 und 4 Uhr 37 passiert übrigens keine
Tram die besuchte Haltestelle. Ich finde die Fahrgeräusche tagsüber nicht störend – beim Termin konnte ich jedes
vorbeifahrende Auto hören, wobei ein Transporter – LKW passierte gerade keiner – mindestens so laut war wie die
bremsende/anfahrende Tram. Fachleute müssten klären, ob die dB-Zahl oder die Frequenz (Tram und Autos
unterschiedlich) störender ist.
2. Eine Unpünktlichkeit stadteinwärts kann ich nicht feststellen, eher in Einzelfällen eine 1-Minuten-Verfrühung.
Dass ich selbst zur Pünktlichkeit erzogen werde, musste ich zur Kenntnis nehmen und akzeptieren (Verlässlich bei der U-Bahn!) Für die im Vergleich zum Bus nachteilige Umstiegsituation am Arabellapark (Strassenüberquerung nötig) empfehle ich: entweder vorne einsteigen oder am Tramende nach Süden hin queren (Ampel stoppt die Autos vorher).
3. Stadtauswärts ist zu berücksichtigen, dass die Linie 16 bis zum Herkomerplatz keine eigene Fahrtrasse hat, die
innerstädtischen Bedingungen aller Tramlinien vorfindet.
Die Auswirkung ist aber nicht so gravierend, könnte das Planer-Versagen am Arabellapark sogar mildern.
Mein Schlusswort an die Beteiligten und die Anwohner- und Nutzer-Kolleg(inn)en:
-Ein geräuschloses Verkehrsmittel gibt es nicht (Motor, Abrieb der Räder, Luftverdrängung, Bremsung), auch ein Bus
nicht, und er ist nicht allein auf der Strasse: er bringt andere zum Bremsen und Neu-Anfahren….
-Ja, my home is my castle – ich habe es mir ausgesucht, gebaut, gekauft (Lage, Qualität, Preis, Ausstattung..).Ich will
eine Lebensqualität. Aber unsere Gesellschaft generiert sich aus dem Leistungsprinzip (ein jeder ist seines Lebens
Schmied) – die Solidargemeinschaft ist nach Kriterien zuständig, ich kann mir nicht alles von ihr stellen lassen (etwa
Schallschutzfenster).
-Ich habe ein Mobilitätsbedürfnis und eine -notwendigkeit, die anderen Menschen in meiner Umgebung aber auch.
Und die können im Attraktivitätswettbewerb andere Prioritäten setzen, anderes wollen. (Eine zu langsam fahrende Tram motiviert sicher nicht dazu, das Auto im Alltag in der Garage zu lassen)
-Wenn alle mit Auto fahren, im Individualverkehr – ist das für uns alle besser, für die Umwelt und das Klima?
walter.schober@cablemail.de
Meldung eines ersten Erfolges: Die Übergabe dieses Artikels und der detaillierten Fahrplan-Auszüge an Politiker und – wohl entscheidend – an den Vertreter der MVG hat zu einer Email-Anweisung an die Fahrer geführt, abends ab 21
Uhr an der U-Bahn-Schnittstelle „auf die U-Bahn-Fahrgäste zu achten“ (Das heisst wohl:Kommt jemand? Nicht vor der Nase davonfahren!) Eine Lösung kann nur durch eine baldigste Fahrplan-Änderung erfolgen!