Münchner Köpfe, Köpfe für München 4: Friedemann Greiner
Münchner Köpfe, Köpfe für München 4: Friedemann Greiner

Münchner Köpfe, Köpfe für München 4: Friedemann Greiner

(Nachtrag zur Verabschiedung des Direktors der Evangelischen Akademie Tutzing im Mai 2011, zum Neujahrsempfang 2012)
„Alles hat seine Zeit. Es liegt nicht an Dir, das Werk zu vollenden. Aber Du hast auch nicht das Recht, davon abzulassen.“ – Ich weiss nicht mehr, wer von den Rednern diesen Talmud-Spruch zitiert hat (Frau Knobloch?)
Dr. Greiner selbst sagte, dass er nicht gerade lachend, aber gern die Verantwortung in andere Hände lege.
Der zuständige Oberkirchenrat Detlev Bierbaum begrüsste, Landesbischof Friedrich, Kuratoriums-Vorsitzender Prof.
Wenz und der entpflichtende Bischof der EKD sprachen namens des Dienstherrn, Abt Eckert von Andechs namens der Ökumene, Frau Knoblch namens der anderen Religionsgemeinschaften und Ministerpräsident Seehofer und Bundesminister a.D. Hans Eichel als Politiker. Die von Hr. Greiner entdeckte und zu Weltruhm gekommene Pianistin
Anna Gourari (Sponsorschaft:BR) sorgte für das konstlerisch hohe N iveau (mit Chopin und Skrjabin).

Mit vielen Zitaten habe ich über die Akademie, ihre Aufgaben und über ihren nicht zuletzt durch Dr. Greiner erreichten Status geschrieben. Nun speziell auf ihn bezogene Aussagen: Er hat die Gründungsurkunde gelebt: alle Fragen und Kritik rückhaltlos an die richtige Adresse zu bringen, Kernbegriffe Lutherischer Ethik und Theologie wie Freiheit und Toleranz zum Tragen gebracht (Bierbaum; mit Verantwortung als Ergänzung zur Trias), als Verfechter der Freiheit des Denkens (Seehofer – der Scheidende im Schlusswort: Der Auftrag, den freien Boden der Akademie zu sichern, den geistigen Freiraum in gedanklicher Beweglichkeit, der ist nicht verhandelbar.)
Der Toleranzpreis der Akademie werde immer mit seinem Namen verbunden bleiben (Knobloch). Er sei n icht
zurück gerudert, sondern habe den Kurs durchgehalten und Gewässer auch bei hohem Wellengang durchquert.
Eichel: Der politische Klub als Flaggschiff habe sehr viel mit ihm zu tun, sei ein Seismograph für Entwicklungen – ein wunderbarer Platz.
Abt Eckert sprach von einer Ökumene der Persönlichkeiten; man bleibe in der ökumenischen Landschaft aufeinander
bezogen, nicht auseinanderdividierbar – ebensowenig wie Berge und See, Himmel und Erde (Wer bewundert nicht
den Genius loci der Akademie, mit den Bauten im herrlichen Park am Seeufer). Prof. Wenz legte eine philosopie-
geschichtliche und theologische Basis jeder Akademie-Arbeit. Er lassen den“Serenissimus“ – zuweilen kantig, aber immer in der Humanität – ungern, aber mit den besten Segenswünschen ziehen.
Landesbischof Friedrich sprach am Beginn  von dem tiefen Einschnitt, den ein Scheiden mit sich bringt (inzwischen
hat es ja auch ihn getroffen), und er hob einen Aspekt als Ziel der Akademie-Arbeit hervor: die Stellung des
Einzelnen und dessen Urteilsfähigkeit zu festigen, in Kirche und Gesellschaft (Vergleiche die Ausführungen über
politische Bildungsarbeit von Prof. Oberreuter bei seinem Abschied in der Nachbarschaft).

MP Seehofer betonte, dass man bestimmte Termine einfach wahrnehmen, bei bestimmten Gelegenheiten einfach
dabei sein müsse. Dir. Greiner sei als kritischer Geist immer eine Herausforderung, mit feinem und gründlichem
Gespür für Entwicklungen in unserem Land und Strömungen in der Gesellschaft. Er sei bestrebt, selbst „den Strom
zu machen“, Spuren zu legen, Motivationen zu geben. „Er hat mit deutlicher Stimme Impulse gesetzt. Vergelts Gott
für Leidenschaft, Verantwortungsbewusstsein und ausgleichende Art.“

Zum Schluss der so Geehrte: Er sei in freudiger Aufregung. Er danke für die Unterstützung profunder Ratgeber, für
den Freiraum zu konstruktivem Diskurs. Die Konsequenzen der christlichen Botschaft müsse offen in alle Handlungsfelder hinein befähigen, und dazu gehöre auch die Politik. „Im Blick zurück und mit Schritt nach vorne
werde ich heute Abend Hand in Hand mit meiner Frau die Stätte verlassen.“

Dr. theol.(Dissertation über den kath.Jahrhunderttheologen Karl Rahner) Friedemann Greiner hatte am 1.10.2091
seinen Dienst angetreten. Ad multos annos (im eigenen Haus in Tutzing, mit Baderecht in „seinem“ Gelände).

walter.schober@cablemail.de