Er besaß wohl als Privatmann die größte und wertvollste Sammlung antiker textiler Kunst (Teppiche und Kelims sind am bekanntesten) in Deutschland: E. Heinrich Kirchheim in Stuttgart.
Das monumentale Buch obigen Titels mit 218 Fotos und umfassenden Texten führender internationaler Experten vom Jahr 1993, nach Ausstellungen in Hamburg und Stuttgart, wollen wohl alle Liebhaber dieser Kunst besitzen –
und wird in Kürze durch einen Folgeband erweitert werden (Hrsg. der Brite Michael Franses, wieder Hali-Verlag), denn wie bei den meisten Sammlern hat sich auch beim Ehepaar Kirchheim
der Schwerpunkt der Interessen verlagert:
von den Kunstwerken der nomadisierenden Völker der Kaukasus-Region und der Nachbarregionen des 19./18.Jhds (dann bis in „klassische Zeit“ etwa Beg. 17. Jhd vorstossend), 1985 eine Ausstellung im Münchner
Museum der Völkerkunde prägend,
hin zu Anatolien, das ja Heimat eines größeren Völkergemisches ist, mit kraftvoller Ursprünglichkeit der Stammesgruppen, gegenseitigen Beeinflussungen, Veränderungen –
vor Verfestigungen im Höfischen und in Manufakturen, und vor jeglicher Kommerzialisierung, auch durch Tourismusinteressen und Änderung der Lebensweisen der Bevölkerung (und Interessenverlagerung auch bei uns!).
Mit dieser Ausrichtung ist die Sammlung weltweit unübertroffen.
Heinrich Kirchheim sprach 1986 von einem „ersten Seitensprung“ (der sog. „Bellini“-Teppich!), es folgte die „gelbe Gruppe“ der Region Konya (18./17.Jhd) und damit die Akzeptanz von Fragmentarischem.
Begegnungen 1990 und Einladungen 1991, auch in die Archive der türkischen Museen, führten zu einer Umstellung: Der Blick konzentrierte sich nunmehr aufs Archaische, auf die Zeit um 1500 und deutlich davor:
1993 war also die Dokumentation des Bisherigen, mit der folgenden Fragestellung: Was muss und soll erhalten bleiben? Was soll kommen ?
also auf die ältest-erreichbaren Form, damit öftest fragmentar – und kostenintensiv.
Großzügige Schenkungen aus dem Bestand an Museen sowie Leihgaben folgten, einige Veräusserungen – und schließlich der Entschluss zu einer Versteigerung eines größeren Teiles:
79 der 218 Stücke aus Orient Stars (mit 9 zwischenzeitlichen Erwerbungen erweitert) bei Rippon-Boswell 1999 (25+3 fanden keinen Abnehmer).
Das Bewusst-Zurückbehaltene („pieces de resistance“) und die dem Vernehmen nach 32 Neuerwerbungen seit 1993 (von Franses und Muse, Sailer, Spuhler, Dall’Oglio, Eskenazi und anderen sowie aus Kathmandu) bildeten nun das
Herzstück des Projektes „Orient Stars 2“ (mit Freund Michael Franses). Aber dann 2006 das plötzliche Ende
– und die Erben vor der Frage „Was nun?“
Michael Franses und Weggefährten dokumentieren nunmehr mit „Orient Stars 2“ (wieder Hali-Verlag, für uns alle greifbar ab Dezember) in 2 Bänden die Geamtleistung des Ehepaares
und den Status: Die Sammlung von 95 Stück – 43 Stuck aus Orient Stars 1 (21 nur dort belegt, 43 doppelt), 34 laut Band 2 – wird nun am 2. Oktober wieder bei Rippon-Boswell, Wiesbaden
in die Welt verstreut: in einem Kampf der potenten Gr0ßmuseen, ihrer Mäzene und und??
Die Preise sind 6-stellig abwärts. Werden die wenigen Brosamen Brosamen bleiben können?
Der gestern erschienene ausgezeichnete Katalog präsentiert 95 Lots (plus 3 historische Bücher) was kurze Zeit scon auf der Website von Rippon Boswell einzusehen war (mit Fotos),
nun großteils sogar mit Detailfotos zu den 2-sprachigen Texten (einige Gesamtfotos doppelseitig).
Und das „Einmal“-Museum ist ab morgen 20.9. in Wiesbaden (Friedrichstrasse 45) zu sehen (Mo bis Fr, 14 bis 19 Uhr, am 2.10. von 11 bis 15 Uhr).
Auch wer nichts erwerben kann, sollte die Gelegenheit nutzen.
Da durch den Ausfall der einzigen Eisenbahnbrücke über den Rhein Wiesbaden von Süd und Frankfurt her nicht angefahren werden kann, suchen Sie unter RMV (RheinMainVerbund)
nach Bussen Mainz Hbf – Wiesbaden, Platz der Deutschen Einheit/Schwalbacher Strasse mit 5 Minuten Fußweg (statt Kirchgasse direkt vor dem Haus).
MünchenBlick/ Walter Schober