Tukan-Literatur-Preis 2020 erging an Markus Ostermair
Tukan-Literatur-Preis 2020 erging an Markus Ostermair

Tukan-Literatur-Preis 2020 erging an Markus Ostermair

Seit 1965 vergibt das Kulturreferat der LHS München einen Literatur-Preis – da von einer Jury (SZ, BR, Literaturwelt, Vertreter der Stadtrat-Fraktionen) zusammen mit dem Tukan-Kreis bestimmt, wird er
Tukan Preis genannt. Seit 1991 wird nur mehr 1 Buch ausgezeichnet. In 4 Sitzungen wurden 49 Einreichungen bewertet.
Diesmal fiel die Wahl auf ein literarische Debut, das man als „gnadenlos guten Roman“ sah:
Der Sandler“ von Markus Ostemair, 171 Seiten lang, eine „Vorstellungszertrümmerung“.

Der Autor war jahrelang in der Obdachlosenhilfe, in der Bahnhofsmission tätig – und er fand den angemessenen Ton, den sie selbst nicht finden (und wir haben immer dieselben Phrasen):
„sie haben noch keine Sprache zu sagen, was ihnen wirklich widerfährt – um die Wirklichkeit zu bewältigen, sich selbst zu schützen.“
Er hat den Nerv getroffen, die Realität in der Gesellschaft, die wir gerne übersehen, nicht wahr haben wollen, die wir aus dem Weg treiben.

Aber sind es wirklich „die fremden Anderen in einer exotischen Aussenwelt“ ? Über dem Abgrund des sozialen Absturzes sitzen wir alle, es kann schneller gehen, als wir erwarten könnten.
Die, denen es passiert, lassen uns perplex zurück – statt daß wir dorthin schauen, wo die Menschen verstummen. Gründe dafür suchen?
Die Obdachlosen haben nach wie vor keine Stimme.

Literatur kann/sollte entschieden realistisch sein, das Reale, Objektiv-Gegebene sehen, das reale Leben zeichnen, was sich dahinter verbirgt:
„Nur die Literatur kümmert sich um das Widerspenstig-Reale, durch Literatur erst wird das Reale sagbar“, formulierte es einer der Sprecher des Abends:
Stadtrat Klaus Peter Rupp in Vertreter des OB, Laudator Prof. Dr Clemens Pornschlgel/LMU, der Preisträger.

Wegen der Coronasituation erfolgte die Preisverleihung verzögert, bei 25 zugelassenen Teilnehmern und deswegen auch in der Seidlvilla (anstelle Pavillion Alter Botanischer Garten).
Zu den zwei anschließenden Lesungen war ich daher auch nicht zugelassen.

MünchenBlick/ Walter Schober