Die Caritas (verband innerhalb der katholischen Kirche) erhebt die Stimme zum Wohnungsproblem
Die Caritas (verband innerhalb der katholischen Kirche) erhebt die Stimme zum Wohnungsproblem

Die Caritas (verband innerhalb der katholischen Kirche) erhebt die Stimme zum Wohnungsproblem

In den letzten Woche hat sich der Caritasverband mehrmals zu dem brennenden Problem, das nunmehr mindest als zweitaktuelles Problem der Gesellschaft für die Politik angesehen wird, zu Wort gemeldet.
Mit dem Text einer Pressekonferenz anfangs Juli starte ich hiemit eine Serie von Berichten zu dem Thema.

Caritas fordert Politik zu Wohnungsbauoffensive auf
Postkartenaktion gegen Wohnungsnot in der Münchner Fußgängerzone
Bundesweite Jahreskampagne „Jeder Mensch braucht ein Zuhause“

München, 11. Juli 2018. Die Caritas schlägt Alarm, weil in München kaum noch Wohnraum für arme, kranke, ältere oder behinderte Menschen oder auch für Caritas-Personal zu finden ist. Deshalb fordert der Diözesan-Caritasverband (DiCV) eine
Wohnungsbauoffensive von Politikern in Bund, Land und Kommune.
Mit einer Postkartenaktion in der Münchner Fußgängerzone rief der Sozialverband am Mittwoch, 11. Juli, Bürgerinnen und Bürger auf, aktiv zu werden. „Wir wollen mit der Kampagne „Jeder Mensch braucht ein Zuhause“ auf die Wohnungsnot aufmerksam machen“, betonte Diözesan-Caritasdirektor Georg Falterbaum. Politiker von Bund, Land und Kommune müssten schleunigst die Rahmenbedingungen verbessern und den Wohnungsbau offensiv fördern. „Steigende Mieten und Wohnungsknappheit treffen nicht nur Menschen mit geringem Einkommen. Auch Pflegepersonal, Polizisten oder Erzieherinnen spüren, dass bezahlbarer Wohnraum mittlerweile Mangelware ist“, monierte Falterbaum.

Die Forderungen richten sich an Bundesbauminister Horst Seehofer, Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter: Seehofer soll den sozialen Wohnungsbau fördern, damit Wohnen auch in Ballungsgebieten wie München bezahlbar bleibe. Söder und die Bayerische Staatsregierung werden aufgefordert, Genossenschaften und staatliche Wohnungsbaugesellschaften zu fördern. Von OB Reiter wird verlangt, die Bindefrist für Sozialwohnungen auf 50 Jahre anzuheben.

Positives vermeldete das Erzbischöfliche Ordinariat. „Auch die Kirche hat erkannt, dass sie mehr günstigen Wohnraum zur Verfügung stellen muss“, bekannte der Generalvikar der Erzdiözese München und Freising, Peter Beer. Dazu gebe es zwei brandaktuelle Beschlüsse: Kircheneigene Immobilien sollen künftig sozial gerechter vermietet werden. „Wir planen künftig 30 Prozent der Wohnungen für Mitarbeiter zu günstigen Mietpreisen zu vermieten, weitere 30 Prozent an Menschen in sozialer Not,“ erklärt Beer. Die restlichen 40 Prozent so, dass Rendite erzielt werde. Der zweite Beschluss sehe vor, das Eigenkapital des Katholischen Siedlungswerks um 20 Millionen zu erhöhen. „Damit wird der Spielraum für Innovationen erhöht“, so der Generalvikar. Außerdem sollten die Mieten im Sinne einer Mietpreisbremse innerhalb von zehn Jahren maximal zehn Prozent ansteigen. Das Siedlungswerk hat in der Erzdiözese fast 3.000 Wohnungen im Portfolio.

Die Mitarbeitenden in den Caritas-Beratungsstellen kennen die Not der Hilfesuchenden. „Alle Generationen geraten in Bedrängnis“, weiß Willibald Strobel-Wintergerst, Leiter der Caritas München Mitte. Ältere Menschen würden bei Wohnungsbesichtigungen oft gar nicht eingeladen, Familien lebten auf zu engem Raum. Unter den Beispielen gebe es besonders dramatische Geschichten wie die eines Familienvaters, der sich das Leben nahm, weil er für sich und seine Familie jahrelang keine Bleibe gefunden hatte. Caritas-Geschäftsführer Norbert J. Huber bekräftigte die Forderung an Oberbürgermeister Reiter. Durch die kurze Bindefrist verliere der Markt jedes Jahr viele günstige Sozialwohnungen. Das sei besonders in der Landeshauptstadt mit einem extrem angespannten Mietmarkt nicht hinnehmbar.

„Man muss unbedingt etwas gegen Leerstände unternehmen“, forderte Bezirksausschussvorsitzende Sibylle Stöhr. Im Münchner Westend stünden beispielsweise das sogenannte Dönerhaus oder das Schnitzelhaus wegen Streitigkeiten der Eigentümergemeinschaft seit Jahren leer. „Ich finde es gut, dass sich die Caritas als Wohlfahrtsverband des Themas Wohnungsnot annimmt“, sagte Stöhr. Kaum einer beschwere sich bei ihr als Ansprechpartnerin im Stadtviertel Schwanthalerhöhe über Ausländer oder Migranten, viel wichtiger sei den Menschen das Thema Wohnen.

Mit der „Roadshow“ zur Caritas-Kampagne 2018 „Jeder Mensch braucht ein Zuhause“ macht die Caritas bei verschiedenen Aktionen in der gesamten Erzdiözese auf die zunehmende Problematik des Wohnraummangels aufmerksam. Bürgerinnen und Bürger können ein Badewannenfoto mit dem Slogan „Jeder Mensch braucht ein Zuhause“ in den sozialen Medien posten.

In den kommenden Wochen werden Caritas-Einrichtungen in München und ganz Oberbayern auf öffentlichen Plätzen und Veranstaltungen mit einem aufgebauten Wohnzimmer oder einem Badezimmer mit Badewanne gegen die Wohnungsnot demonstrieren. Begleitet werden die Aktionen von Caritas-Mitarbeitenden, die das brisante sozialpolitische Thema mit Bürger(inne)n diskutieren. Zu vielen Terminen sind auch Kommunalpolitiker, Kooperations- und Netzwerkpartner eingeladen. Die Caritas-Roadshow gastiert außerdem vom 24. bis zum 26. Juli in Bad Tölz, Geretsried und Wolfratshausen vor dem Landratsamt und vor dem Rathaus. Das ganze Jahr 2018 über folgen weitere Termine.

MünchenBlick/ Walter Schober

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