Erasmus Grasser – Preis für hervorragende Ausbildungstätigkeit Münchner Handwerker
Erasmus Grasser – Preis für hervorragende Ausbildungstätigkeit Münchner Handwerker

Erasmus Grasser – Preis für hervorragende Ausbildungstätigkeit Münchner Handwerker

Im bekanntlich mit den Moriskentänzer-Figuren geschmückten Festsaal des Alten Rathauses haben am Dienstag Bürgermeister Josef Schmid als Leiter des Referates für Arbeit und Wirtschaft der Stadt und Handwerkskammer-Präsident Franz-Xaver Peteranderl den
Erasmus Grasser Preis 2017 an 5 Münchner Handwerksbetriebe
überreicht – und das zum 25. Mal, ein Jubliäum also, deswegen feierlich gestaltet mit dem Auftritt der Moriskentänzer der TUM als Höhepunkt.

Der Preis gehört zum Münchner Beschäftigungs- und Qualifizierungsprogramm (MBQ) und wird an Betriebe sowie Ausbilder/innen für herausragende Leistungen bei der Berufsausbildung verliehen – in Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer für München und Oberbayern und nach einer Jury-Entscheidung. Die Kriterien sind:
Dauer der Ausbildungstätigkeitn- Anzahl der Ausgebildeten – deren Erfolg (Gewinner + Eingliederung ins Berufsleben auch unter schwierigen Voraussetzungen).

In Hinkunft wird er auf Beschluß des Stadtrates auch an alle Ausbilder ohne Kammerzugehörigkeit verliehen und an Unternehmen, die gezwungen waren, das Münchner Hoheitsgebiet zu verlassen, aber weiter Mitglied in einer Münchner Innung sind oder in besondere Beziehung zur Stadt stehen. Das Preisgeld wird 5.000 Euro betragen.

Bei den bisher 24 Preisverleihungen, worüber eine Festschrift erschienen ist, sind 119 Unternehmen in 40 unterschiedlichen Gewerken ausgezeichnet worden –
die 5 neuen dieses Jahres sind:
-Modeatelier Isabel Eti (bildet seit 27 Jahren aus, darunter Innungs- und Kammersiegerinnen, Landessiegerin; Kurzpraktika für Flüchtlinge)
-Kältetechnik aircool GmbH (seit 1987, ca 50 junge Frauen und Männer, auch Bürokaufleute; ebenfalls Kammersieger; einer bildet heute selbst aus)
-Klosterfriseure (setzt auf Ganzheitlichkeit, Förderung in besonderen Lebenssituationen – alleinerziehende Mütter, junge Geflüchtete; eine Besonderheit:
Kindergartenkinder dürfen einen Vormittag lang selbst Klosterfriseure (St.Gabriel) spielen
-Gerüstebau Raetz oHG (seit 1991; mehrwöchige Praktika für Geflüchtete – daraus 14 Absolventen seit 2015; gezielte Ansprache von Mädchen u. jungen Frauen)
-Bernhard Vornehm, Sanitär Installationen Gas-, Wasser- und Heizungsinstallation (seit 1993 Chance ohne Schulabschluss/mit Lernschwäche o. Drogenproblemen;Lernnachmittage und Vorbereitungswochenenden vor Abschlussprüfungen; Lernwerkstatt Halle 36 auch für Flüchtlinge).

Bei der Pressekonferenz am Vormittag vom Bürgermeister Schmid, Präsident Peteranderl und dem bereits ausgezeichneten eloquenten Bäckermeister Neulinger
wurde u.a. auf das Thema junge Flüchtlinge eingegangen. Das Positivste zuerst: Einige Handwerker berichten, daß einige nun „ihren Betrieb schmeissen“.
Die Abbrecherquoten haben sich inzwischen denen einheimischer Jugendlicher angeglichen, da durch Übergangsklassen, Deutsch-Unterricht, bessere Infos und assistierte Ausbildung (der Betrieb wird unterstützt) sehr viel getan wird: Die geblieben sind, machen auch den Abschluss.
Und: viele Betriebe würden keine bzw. kaum Nachwuchskräfte finden. Die neuen Lehrverträgemit jungen Menschen aus Fluchtstaaten haben sich verdoppel (732 bis Ende Oktober).

Zur Situation des Handwerks sagte Peteranderl, daß in den nächsten 5 bis 10 Jahren zahlreiche Einstellungen zu erwarten seien (in seinem eigenen Bereich Baugewerbe 12 bis 18 %) – ein grosses Problem sei die Aufgabe der Führung des Betriebes: 23.000 Übergaben stünden wohl an.

Aber insgesamt ist das Handwerk in Krisenzeiten ein stabilisierender Faktor, kaum mit Ausstellungen (wie Großbetriebe und Industrie mit deren Gewinn-Verlust-Orientierung): Das Gewerbe denkt langfristig, wächst dann organisch und nicht rasant, hat einen gleichmäßigen Beschäftigtenstand.
Und um auf die erfolgreichen Absolventen der bei uns dualen Ausbildung zurückzukommen: Es muß keine Einbahnstrasse sein, es gibt keinen Abschluss ohne Anschluss (so Peteranderl): Es folgt ein „Meister“, und dann sogar ein Studium?!

MünchenBlick/ Walter Schober

Nachwort: Die Handwerkskammer organisiert mit den Münchner Hochschulen den berufsbegleitenden Studiengang „Unternehmensführung“, für die Bedürfnisse kleiner und mittlerer Unternehmen entwickelt.

Schreibe einen Kommentar