Am Sonntag übergibt der Landesbischof der ev.-lutherischen Kirche Bayerns, Johannes Friedrich, das Amt an seinen
Nachfolger und kehrt als normaler Gemeindepfarrer nach Franken zurück. In der ev. Kirche gibt es keine Bischofweihe, sondern ein ordinierter Pfarrer erhält als besondere Aufgabe “ ein kirchenleitendes Amt“.
Die offizielle und öffentliche Verabschiedung durch die Leitung der EKD und VELKD hat bereits am 9. Oktober stattgefunden: in einem sehr schönen und würdigen Gottesdienst mit Abendmahl in der Matthäus-Kirche (als Bischofskirche) und in einem Staatsempfang durch Min.Präs. Seehofer in der Residenz (Antiquarium) mit jeweils mehreren Hunderten Geladener. Beeindruckend war, dass die Musik – die in der ev. Kirche eine grosse Rolle spielt,
daher auch die 2 1/2 Stunden Dauer – von den Chören beider Bischofskirchen gestaltet wurde. Kardinal Marx würdigte
am Ende auch „den Bruder im Bischofsamt“ als „verlässlichen ökumenischen Freund“. Er habe „mit seinen Vorstellungen nicht hinter dem Berg gehalten“, aber auch „das miteinander Mögliche gesucht und Gemeinsames gestaltet“ – mit seiner Persönlichkeit „in geistlich gelebter Ökumene“ dahinterstehend. Zurecht gab der Ökumenische Kirchentag 2010 zutiefst davon Ausdruck – als Kulminationspunkt gemeinsamen Hörens, Feierns und praktischer Zusammenarbeit.
Knapp vor seinem Amtsantritt war mit der lutherisch-katholischen „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigung“,
an der Friedrich als Vorsitzender des synodalen Grundfragenausschusses mitgewirkt hatte, eine der theologischen
Grundlagen geklärt worden. In seiner Abschiedspredigt sprach er den Wunsch nach der Kommunionsgemeinschaft
an (was mit einer Langzeit-Sicht des Amtes zusammenhängt).
Bischof Friedrich, Sohn eines Bibelwissenschaftlers und selbst in diesem Bereich engagiert, war die Ökumene eine Herzensangelegenheit geworden, als er 1985 bis 1991 die Evangelische Gemeinde Deutscher Sprache in Jerusalem
leitete: eine Herausforderung an einem Ort mit 36 anderen christlichen Konfessionen, mit christlichen und
muslimischen Palästinensern als auch jüdischen Israelis.
So hat auch die Rede der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Frau Charlotte Knobloch, in der Residenz am stärksten berührt – der Kirchentag war gerade am Jakobsplatz eröffnet worden.
Bischof Friedrich hat sein Amt in Festigkeit und Klarheit, aber auch sich in den Standpunkt des anderen hinein
versetzend, mit Blick sowohl auf die grossen Anliegen als auch auf die der kleinen Leute, und mit ansteckender Freude
ausgeübt. Sein Wort hatte Gewicht – und er ist ein Mann des Ausgleichs, Brücken bauend.
Horst Seehofer, Ministerpräsident eines Landes „mit christlichen Wurzeln, Bräuchen und Festen – und dieses Erbe muss man wachsen lassen können“, bekannte, gerne mit einem Mann solchen diplomatischen Geschicks gesprochen
zu haben, auch wenn die Gespräche immer „sehr teuer“ gewesen seien. OB Ude, ja selbst evangelisch, ging auf die Geschichte seiner Kirche in Bayern und München ein und strich dabei die Rolle des Herrscherhauses Wittelsbach
(in Anwesenheit seines heutigenRepräsentanten) heraus.
Musikalisch wurde der Festakt im Antiquarium von den „Jungen Stimmen Schweinfurt“ umrahmt.
(Der Artikel wurde in der Nacht auf die Amtsübergabe fertiggestellt von walter.schober@cablemail.de)