Forschungsstandort Oberpfaffenhofen zweifach erweitert
Forschungsstandort Oberpfaffenhofen zweifach erweitert

Forschungsstandort Oberpfaffenhofen zweifach erweitert

In den letzten Wochen wurden zwei Forschungsobjekte naheWeßling feierlich eröffnet:
Am 15.4. eröffnete Staatsministerin Aigner den Neubau des
RMC Robotik und Mechatronik Zentrum des DLR (Deutsches Zentrum für Luft und Raumfahrt) und
am 18.4. Ministerpräsident Seehofer den Münchner Neubau des
OHB-Raumfahrtzentrums „Optik & Wissenschaft“ ( OHB ist Abkürzung für „Orbitale Hochtechnologie“ mit Firmenzentrale Bremen).

I. Robotik

Roboter sind heute schon wesentlich mehr als „tecgnische Apparaturen, die dem Menschen mechanische Arbeiten abnehmen“ (Wikipedia). Die Stichworte Automation und künstliche Intelligenz eröffnen für sie weit höhere Bereiche und ich bin neugierig, wie sie aufgrund von Forschungsarbeiten etwa in diesem Hause und bei Firmen wie etwa Kuka Augsburg in etwa 10 Jahren dastehen werden.
Das DLR (s. oben; in Deutschland an mehreren Standorten aktiv) erweitert mit diesem Zentrum die Basisarbeit zweier eigener Institute vor Ort („Institut für Robotik und Mechatronik“ unter Direktor Prof. Alin Albu-Schäffer und „Institut für Systemdynamik und Regelungstechnik“ unter Dir. Dr.-Ing. Johann Bals) und des eigenen, in Berlin beheimateten „Institut für Optische Sensorik“ zu einem
umfassenden Kompetenznetzwerk interdisziplinär und
pflegt Kooperationen mit Industriepartnern (nicht nur Kuka).
Mechatronik ist das Zusammenwirken mechanischer, elektronischer und informationstechnischer Elemente und Module“, in der „Makro-, Mikro- und Nanotechnik, in der „biologischen Mechatronik“ usw. (unter Wikipedia nachzulesen).

Der Neubau des RMC Oberpfaffenhofen bietet auf 4 Ebenen Labore und Büroräume für mehr als 300 Mitarbeiter: Hauptlabor von knapp 300 m2 im EG, offen gestaltet und flexibel unterteilbar, umgeben ringsum von Nebenlaboren; im UG weitere Forschungsflächen wie Prüfstände für Industrieroboter sowie ein Labor für planetare Exploration, das mobilen Robotern Mars-ähnliche Testumgebungen bietet.
Die Experten können also die Durchgängigkeit ihrer Arbeit vom rechnergestützten Entwurf bis zum Hardwaretest gewährleisten, haben Raum – im Kopf und in der Fläche -für neue Ideen, Anwendungen und Konzepte, können den Weg bis zu bzw. unmittelbar vor marktreife Produkte gehen und für das Haus Lizenzen rückgewinnen.

„Das langfristige Ziel unseres Instituts“, so der Direktor des erstgenannten, „ist die Entwicklung von autonomen (sic!) Robotern und deren Schnittstellen zu Menschen, die es uns ermöglichen, die physische Interaktion mit der Umwelt wirkungsvoller. effektiver und sicherer zu gestalten.“ So wie der Mensch in einer Umwelt, in seiner Umwelt steht und in ihr agiert, hoffentlich intelligent, wie erwartet oder anders, ambivalent: positiv voranschreitend zu Neuem oder negativ versäumnisreich bis destruktiv – so ist ein „Maschinenmensch“ mit seiner künstlichen Intelligenz mit dem Menschen (der diese geschaffen hat) in der gemeinsamen Umwelt. Was sind seine Möglichkeiten? Kann er Entscheidungen fällen? bessere Entscheidungen, da er in einem Superhirn neuester Computertechnik (direkt oder in Kooperation mit Hochleistungscomputern a la Leibniz – Rechenzentrum) alle Prämissen gleichzeitig präsent hat (kein Mensch hat das)?
Systemsimulation, Regelungssysteme – wie weit kann das gehen?

Die Einsatzgebiete von Robotern sind heute schon sowohl im täglichen Leben, in Wissenschaftsbereichen wie etwa Medizin, im Verkehr terrestrisch und atmosphärisch, in
der Industrie und in der Raumfahrt. Das DLR will da einen Brückenschlag herbeiführen.

2. OHB (OHB SE und Töchter OHB System AG und Erwin Kayser-Threde GmbH)

Mit einer Investion von 30 Mill Euro hat das Unternehmen sein zweites Standbein – in Bayern! – in einem einheitlichen Bau neu und technisch modernst gundgelegt, zudem in unmittelbarer Nachbarschaft zum DLR (Campus mit 10 wissenschaftlichen Einrichtungen und Instituten) – für Kooperationen sehr wichtig.
(Da beide Firmen teils im Auftrag der Europäischen Raumfahrtagentur ESA tätig sind, sprachen bei beiden Einweihungsfeiern hochrangige Vertreter von ESA Grußworte).
Auf einem Grundstück von 13.000 m2 kann durch den fertigen Bau auf 14.ooo m2 Geschossfläche geforscht und produziert werden; für 500 Mitarbeiter ausgelegt (eine Erweiterung ist planerisch bereits vorgesehen):
in den Aufgabenbereichen
Optische Systeme (und Messberäte) und
Wissenschaftsmissionen zur Erdbeobachtung (zb Höhenforschung und Planetenerkundung
sowie Wettersatelliten sowie Simulation der thermischen Bedingungen im Weltraum (im Thermal-Vakuum-Labor).
So ist im März von Baikonur/Kasachstan der ExoMars zum Roten Planeten gestartet (für 7 Monate; Aussetzung des Trace Gas Orbiters mit Aktivierung von Solarpanelen – Auftrag von ESA und Roskosmos) und am 24.5.(geplant) wohl 2 Galileo-FOC Satelliten (OHB ist ESA-Hauptauftragnehmer von insgesamt 22).
Im Januar war vom europäischen Startplatz ESRANGE (Kiruna in Nordschweden – OHB Schweden AB war 2011 akquiriert worden) eine Rakete vom Typ TEXUS-53 gestartet (6 Minuten Schwerelosigkeit während des Parabelflugs).
Gegenwärtige Auftragsarbeiten sind EnMAP (Erdbeobachtungssatellit) und MTG (optische Instrumente der Meteosat Third Generation – MT Aerospace AG war 2005 akquiriert worden).

Für alle Arbeiten stehen nun im 3-geschossigen Produktionsgebäude ein Reinraumkomplex von 6.000 m2 inkl. Versorgungstechnik zur Verfügung – die größten 300 bzw. 2x 150 m2; es können so auch große optischw Raumfahrtsysteme integriert werden.
Die 1.000 m2 für Labore umfasse alle für die Projektierung nötigen Entwicklungs- und Testeinrichtungen (für Elektronik, Mechanismen, EMV, EPGA zur Chip-Entwicklung, Optik, elektrische Fertigung).
Ineinandergreifend gebaut ist der 5-gschossigen Büro- und Verwaltungskomplex (4.5000 m2), in beides integriert sind Kommunikationsinseln und ein Casino mit Küche.
Alles auf 500 (z.Zt. 360) Personen ausgelegt (OHR beschäftigt in Bremen und Bayern 1.000 Mitarbeiter, der Umsatz war 2015 ca 450 Mill Euro).

Der Vorsitzende des Vorstandes Marco R. Fuchs, Rechtsanwalt, begrüsste im neben dem Bau errichteten Festzelt die Ehrengäste, Gäste und Mitarbeiter und sagte u.a., dass das Unternehmen mit dem Bau eindeutig Stellung bezogen und die Verwurzelung in Bayern weiter gefestigt habe. Bei der Gemeinde Weßling bedankte er sich besonders für die Benennung der Strasse mit „Manfred Fuchs Strasse“ (die Witwe des Firmengründers war anwesend).
Die Bedeutung des Unternehmens für Bayern, ja der gesamten Wissenschafts- und Industriebranche Luft- und Raumfahrt unterstrichen Teilnahme und Ausführungen des Ministerpräsidenten Horst Seehofer: In Oberpfaffenhofen schlage das Herz der deutschen Luft- und Raumfahrttechnik mit DLR und nun mit der Bündelung der über 30-jährigen Erfahrung von OHR im Bereich Hochtechnologie. Mehr als ein Drittel der deutschen Raumfahrtindustrie sei in Bayern ansässig, mit rund 550 Firmen (mit 60.000
Beschäftigten). Das sei Grund für Stolz – ujnd für eine starke Partnerschaft der Staatsregierung.
Als zweiter Politiker sprach sich der Bremer Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen Martin Günthner klar für die Intensivierung der OHB-Aktivitäten auch in Bayern und Baden-Württemberg aus – erst in der Woche zuvor sei in Bremen der Spatenstich für das EcoMAT erfolgt: ein Entwicklungszentrum von Leichtbau, der fürviele Bereiche ein Innovationstreiber werden könne, inbesondere in der Luft- und Raumfahrt.
Prof. Dr. Pascale Ehrenfreund, der Vorstandsvorsitzende von DLR, freut sich über die Entwicklung von optischen Instrumenten und Geräten in der Nachbarschaft.

MünchenFenster/ Walter Schober

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