Es sind beides die bekanntesten und größten Faschingsgruppierungen Münchens, aber sehr unterschiedlicher Ausprägung. Ich finde es schön, dass sie zusammenarbeiten und sich gegenseitig besuchen, zumal ab diesem Winter neben dem Löwenbräukeller wieder das Deutsche Theater zur Verfügung steht.
Der Rio-Abend im Bayerischen Hof hat in sich eine Eigenprägung (seit Beginn der 60er Jahre).
Am letzten Freitag war der Faschingsball der Damischen Ritter im Festsaal des Löwenbräukellers (Nymphenburger Strasse)
im Parterre voll ausgebucht,
am Samstag der „Carneval von Rio“ im Festsaal des Bayerischen Hofes (bei wesentlich höheren Eintrittspreisen).
Die im ersteren abgegrenzte Tanzfläche ist etwa gleich groß (leicht grösser?) als die am Promenadeplatz-Hotel – zum Feiern und Genie0en an Tischen steht erheblich mehr Platz zur Verfügung, zumal an der Seite/in den Nieschen zusätzlicher Platz zur Verfügung steht (von den 2 Emporen-Seiten zu schweigen. Aber die Darbietungen auf der (einen) Bühne und auf der Tanzfläche erleben die meisten Feiernden aus mehr oder minder grosser Distanz –
im Bayerischen Hof erlebt man zwischen den beiden Bühnen Nähe und Intimität, ebenso an den wenigeren und kleineren Tischrunden. Durch deren Gestaltung und die der Theken in den kleinen Nieschen kann zusätzlich einiges vermittelt werden.
Was die Feiernden machen, ausgeben – wo und wie sie ins Erleben mithineingenommen werden: darin die Charakterisierung zu sehen, ist etwas überzeichnet, aber nicht falsch! Der Tanz kommt nicht zu kurz, da entscheidet die Qualität der Musik mit.
Der Einzug als Ritter („Jo so san`s, die Rittersleit“, mit Tannhäuser-Motiven „freudig begrüßt“) und ein Ritterspiel (André Hartmann als „Herzog
Casimir“ auf Pferd und mit Hofstaat, dann auf Diät gesetzt und mit Bier geheilt) gehören zum wesentlichen Erleben der Mitglieder der Vereinigung, historisches Nachempfinden und Traditionspflege in Verbindung mit Zeitkritik charakterisieren mit (Am zweiten Abend wird das Kabarettistische vorherrschen). Ältere Herren bestimmen, der jugendliche Nachwuchs dürfte ein Problem werden.
Punkt halb Elf war mit dem Einzug der Narrhalla als Gast die andere Seite der Münchner Faschingslust präsent: Moderne, ausgefeilte Musik-Gesang-Tanz(nicht nur durch Faschingsprinz Alexander II/der singende de Breno, der selbst textet und komponiert) und ihre Lieblichkeit Prinzessin Lisa I heuer
besonders deutlich, auch durch die Choreographie der sehr jugendlichen Prinzengarde). Sie boten in zwei Teilen ihr „Hollywood“-Programm (am nächsten
Tag natürlich ein zentraler Punkt), unterbrochen von Herzog Casimirs „Hofballett moderner Teil“ („Weisse Rössl vom Wolfgangsee“, mit Leopold als „schöner Sigismund“). Nach Ordensüberreichungen nochmals das herzogliche Hofballett als Parodie in Gestalt verkleideter Herren („Manfredine“s) und die Betonung des „Fasching(s) mit Herz“.
Ausgesprochen gratulieren muss ich den Rittern für das Engagement der Show-Tanzgruppe „Dance United“. Wieso diese exzellente Gruppe aus 10 Dörfern um
Wartenberg bei Erding in München so wenig präsent ist (besteht seit 13 Jahren, ist vor insgesamt einer halben Million Menschen in zahlreichen Ländern aufgetreten), ist mir unbegreiflich: Die Akrobatik der jungen Damen mit der Kraft der Herren in der Choreographie aller leisten, fand ein
begeistertes Publikum.
MünchenBlick / walter.schober@cablemail.de