Die BayWa feiert heuer ihr 90-jähriges Jubiläum – mit berechtigtem Stolz, denn sie ist ein erfolgreiches Unternhmen in ihren Segmenten Agrar (Agrarhandel, Obst, Technik), Energie (seit 2009 verstärkt im Bereich Regenerative Energien) und Bau (Baustoffe, Bau & Gartenmarkt). Die Präsentation der Halbjahresbilanz durch den Vorsitzende des 5-köpfigen Vorstandes Klaus Josef Lutz (seit Juli 2008) und den Finanzchef Andreas Helber (seit Novemer 2010) hat das wieder belegt. Vor rund einem Monat sponsorte sie auch großzügig eine Großveranstaltung des Wirtschaftsbeirats der Union (wbu; Herr Lutz als Hauptreferent) im Festsaal des Bayerischen Hofes.
Wir sind kein Wirtschaftsmedium, wegen ich auf Zahlen (Tonnen, Umsatz, Gewinne ..) verzichte – aber ich gehe auf den Status, die Ausrichtung und die Neuprägung des Genossenschafts-AG-Unternhemens durch den jetzigen Vorstand ein, und das mit besonderem Blick auf das Agrarsegment (2012 mit 48% des Umsatzes). Die Kernmärkte liegen in Deutschland und Österreich (durch Tochtergesellschaften): in Bayern, Baden-Württemberg (2002 genehmigte das Bundeskartellamt endlich die Fusion mit der Württembergischen Warenzentrale WLZ Raiffeisen AG), Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und im südlichen Brandenburg – im Baustoffbereich erwirbt man ab 2005 Beteiligungen („Akquisitionen“) in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Hessen. Es sind 491 Standorte mit eigenem Immobilienbesitz, davon 16 mit eigenem (Binnen-)Hafen. Es gilt, die landwirtschaftlichen Produkte (die Ernten) zu erfassen, aufzubereiten (zB zu trocknen), zu lagern und zu vermarkten (Getreide- und Ölmühlen, Mälzereien, Kraftfutterwerke, Handel, Verbraucher). In der Bündelung grosser Warenmengen und deren Transport liegt eine logistische Leistung.- Aber man versorgt umgekehrt und zuvor die Betriebe mit Betriebsmitteln wie Saatgut, Dünge- und Pflanzenschutz-Mitteln – in individuell abgstimmter Eigenmischung -, mit Futtermitteln für die Viehhaltung. Die BayWa ist aber auch Dienstleister durch umfangreiche Beratung und Service, auch technisch, bis hin zu Aspekten der Betriebsführung und Vermarktung.
Hand in Hand mit den Österreich-Töchtern richtete sich der Blick nach Osten: Man wurde in ausgewählten Staaten wie Tschechien, Slowakei, Ungarn, Polen, Slowenien, Kroatien und Serbien mit eigenen Landesgesellschaften aktiv.
Und da zu den landwirtschaftlichen Produkten bzw. zu den Nahrungsmitteln natürlicherweise schon immer Obst (Kern- und Steinobst, Beeren) und Gemüse gehörten
und da die Warenbewegungen immer globaler wurden und werden, machte man im März 2012 einen
g r o s s e n S p r u n g weiter: nach Neuseeland – mit dem Erwerb von über 73 % des dortigen Obsthändlers Turner & Growers Limited (T & G, dort selbst 40%-Marktführer, mit über 200 Frischobstprodukten inkl. Südfrüchten und Gewächshaustomaten, an Mitbewerbern führend beteiligt). Damit hat die BayWa in Ozeanien und in Asien ein festes Standbein (auch für dem Vertrieb von deutschem Obst – um das Vierfache).
Doch damit nicht genug: Durch und mit T & G hat der Konzern nun Handelsplattformen in Südamerika, USA, Südafrika, Asien und anderen Ländern Europas, ist einzigartig international aufgestellt, kann klima- und unwetterbedingte Schwankungen ausgleichen, ist durch die unterschiedlichen Erntezeiten ganzjährig abgesichert.
So konnte man zuletzt einen europäischen Konsolidierungsschritt setzen: mit dem 100%-Erwerb des holländischen, aber weltweit agierenden Getreidehändlers Cefetra (Rotterdam),
mit Zugang zu 3 Tiefseehäfen und Niederlassungen in Nordwest-(Großbritannien) und Zentraleuropa (inkl.Ungarn und Polen), weitgestreut mit 1500 Lieferanten und 700 Kunden. Sein Schwerpunkt:
Agrarrohstoffe für die Futtermittel-, Lebensmittel- und Treibstoffindustrie.
Zusätzlich erwarb man Ende 2012 den Mehrheitsanteil an der niedersächsischen Unternehmensgruppe Bohnhorst Agrarhandel GmbH (Getreide, Pflanzenschutz-, Dünge- und Futtermittel), die in Nord- und Ostdeutschland und in Polen stark vertreten ist, mit eigenen Hafenstandorten – was das Netz der BayWa ideal ergänzt.
Mit diesen beiden Akquisitionen muss sich der Grosskonzern nun in Struktur und Management konsolidieren, ist aber insgesamt tief in die internationalen Handelsströme verflochten, global zu einem Schwergewicht geworden und in die Spitzengruppe der weltweit 10 größten Agrarhandelsunternehmen vorgestoßen.
walter.schober@cablemail.de