Wieder ein Stück altes München weniger
Wieder ein Stück altes München weniger

Wieder ein Stück altes München weniger

München August 2013

Die Bayerische Hausbau, Eigentümer des Donisl reissen die Traditionsgastätte einfach ab und nennen das denn renovieren.

Die Kirche, das Rathaus, der Wirt. Dieser klassische bayerische Dreiklang gilt in München nur im Prinzip: Hier gibt es neben dem Dom viele weitere Kirchen in der Altstadt, ein altes und ein neues Rathaus und noch eine ganze Reihe von Traditionswirtschaften. Das etwas abseits gelegene Hofbräuhaus – es wurde dereinst außerhalb (!) der Stadt beim Alten Hof errichtet – ist ohne Zweifel das berühmteste Gasthaus Bayerns. Doch Platz zwei in der Hitliste der klassischen Münchner Biertempel darf wohl eine Wirtschaft für sich beanspruchen, die tatsächlich genau zwischen dem neuen Rathaus und dem Dom zu Unserer Lieben Frau liegt: der Donisl. Mit der rustikalen Gemütlichkeit allerdings ist es dort jetzt vorbei. Das Wirtshaus „Zur alten Hauptwache“ bleibt ab 1. Januar geschlossen. Das altersschwache Haus wird entkernt und hinter der historischen Fassade durch einen Neubau ersetzt. Die Wiedereröffnung ist für Ende 2015 geplant.

 
 
Dass es den Donisl mit seiner rustikalen Hirschgeweih-Atmosphäre überhaupt noch so lange gab, hat die Brauerei den Wildmosers zu verdanken. Die Wirtefamilie übernahm 1985 das Gasthaus mit einem völlig ramponierten Image. Es galt als üble und gefährliche Spelunke, in der arglose Gäste mit K.-o.-Tropfen betäubt und nicht selten bis auf die Unterhose ausgenommen worden waren. Der Skandal um die „Donisl-Mafia“ flog im Mai 1984 mit einer spektakulären Polizei-Razzia auf. 80 Polizisten stürmten damals das Lokal, um Beweise für die kriminellen Machenschaften zu sichern. Die Prozesse gegen mehrere Angestellte sorgten monatelang bundesweit für Schlagzeilen.
von Uli Bachmeier