Am 1. Juli ist Kroatien als 28. Staat Vollmitglied der Europäischen Union geworden – ich finde: zurecht. Die Bewohner des Staatsgebietes sind seit uralten
Zeiten mit den Bewohnern „Europas“ kulturell verwandt, und seit sie als „Kroaten“ greifbar sind, sind sie – wie auch die Slowenen – kulturell und religiös mit uns
Mitteleuropäern und Westeuropäern eng verbunden. Sie waren Mitglied der Donau-Monarchie und nicht der Auslöser für deren Zerfall und den 1. Weltkrieg. Ich habe noch
in der Bucht von Kotor alte Männer getroffen, die in Deutsch gerne auf ihre Militärzeit und „Habsburg“-Bürgerschaft zurückgeblickt haben.
Es ist für uns sehr schwer, die Folgezeit in ihrer nationalistischen Vielschichtigkeit, Zerrissenheit bzw. Zwangsunion zu durchschauen und Urteile zu fällen. Die
Überwindung der vielfältigen Wunden des Krieges ist sicher eine bleibende, also noch nicht voll erfüllte Aufgabe.
Die Rückkehr nun einer zweiten Volksschaft als selbständiger 28. Staat (seit 1992 völkerrechtlich anerkannt) in die europäische Gemeinschaft ist also eine weitere
Verpflichtung, Staat, Wirtschaft und Gesellschaft zu festigen, damit jeder der beiden Staaten sich nicht m e h r als Risiko und Belastung d e n n als weiterer Brückenschlag entpuppt. Auch in der rechtlichen Aufarbeitung kriegerischen Geschehens, auch auf deutschem Territorium, gibt es noch Verpflichtungen der grossen Gemeinschaft und deren zuständigen Institutionen gegenüber – selbst wenn es schmerzt.
Wohlwollende Handreichung und Bereitschaft zur Freundschaft kamen in der Feier im Völkerkunde-Museum am 2. Juli abends deutlich zum Ausdruck (Begrüssung durch den neuen Generalkonsul Petar Uzorinac, Grusswort von Staatssekretär Bernd Sibler namens der Bayerischen Staatsregierung, Festrede des Landtagsabgeordneten Konrad Kobler zugleich Vorsitzender der Bayerisch-Kroatischen Gesellschaft). Die musikalische Umrahmung durch die Sängerin Kristina Sop und die Münchner Männergesangskapelle Klapa Croatia (30.000 Kroaten in der Region München, nur von Stuttgart übertroffen) und das Beisammensein bei kroatischen Spezialitäten und Weinen (dank vieler Sponsoren) fanden grossen Anklang.
Der hoffnungsvollste Gedanke war: „Edelstein in und für die EU“.
MünchenBlick