Die AWO (Arbeiterwohlfahrt Augsburg und München) versucht es unter kräftiger finanzieller Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen, nach schwedischem Vorbild und 6-jähriger Erfahrunmg in Berlin: Männliche Jugendliche zwischen 16 und 23 Jahren treffen sich durch
9 Monate wöchentlich zu Gesprächen, Workshops, Training (insbesondere in Rollenspielen) – weil sie den Mut (in, ja gegen ihre Familie und ihr Umfeld) aufbringen, gegen patriarchale Strukturen und Vorstellungen von Ehre und damit gegen Unterdrückung aufzutreten und sie etwas bewegen wollen hin zu Gleichberechtigung und nicht Benachteiligung, hin zu gleichen Menschenrechten auch für ihre Schwestern, für die Mädchen und Frauen.
Dazu müssen dese Burschen bereit sein und sich gegen ihre Väter durchsetzen, die Väter das ihren Söhnen zugestehen (wohl noch schwieriger).
„Das ist unsere Kultur, das sind die Sitten und Gebräuche unserer Väter, Großväter .., seit Generationen, seit Jahrhunderten .., das sind die Vorschriften unserer Religion ..“ – wie oft haben Sie das nicht schon gehört?! Angst vor Kulturverlust! Da kommt man von aussen nicht an! Und wenn schon jemand bereit ist zu denken, umzudenken in einem Bereich:“Wie stehe ich dann vor den anderen da!?!“ Meine Ehre, die Familienehre..!! Angst vor dem Gesichtsverlust!
Ein Aufbrechen, eine Änderung kann nur von innen kommen, aus der Mitte d i e s e r Gesellschaft!
Aber ohne Unterstützung durch von i h n e n anerkannte Vorbilder und Gesprächspartner wird es nicht gehen, und das Ganze muss von der Gesamtgesellschaft abgesichert werden, auch durch finanzielle Kostendeckung. 120.ooo Euro wendet der Freistaat jür jede Gruppe durch 3 Jahre auf. Auch die Itzel Stiftung will Gutes tun für eine bessere Welt.
7 Burschen (6 Türken, 1 Afrikaner) waren die erste Münchner Gruppe, die sich am Freitag im Orangeriesaal des Schosses Nymphenburg vorstellte (mit Beruf, Hobby, dem Ziel), in einem Rollenspiel die Härte des Unternehmens aufzeigte und am Ende ihre Zertifikate bekamen. Sie werden dann in Schulen und Gruppen gehen und Multiplikatoren sein. Die Aufschrift „Heroes“ auf den ihnen geschenkten Overalls ist sicher ein Ansporn, und am Ende getrauten sich auch die Eltern auf die Bühne.
Die Projektleiterin Jasmin Eding, die beiden Gruppenleiter, 1 Gruppenleiter aus Berlin und die Berliner Gründerin und Koordinatorin (die einzige Deutsche – Frau
Dagmar Riedel-Breidenstein) traten verstärkend ins Blickfeld, wobei Letztere etwas präsentierte: die Bambi-Auszeichnung, die der Heroes-Bewegung von dem von Rechtsradikalen zusammengeschlagenen Rabbi als Stiftung weitergereicht worden war.
Ja, die Redner waren Hr. Frey namens der AWO, Hr. Hansel vom Ministerium, Bürgermeister Monatseder, Hr. Nau vom Stadtjugendamt und Hr. Cindik von der Türkischen Gemeinde.
Herr Bekir spielten eine Art Mandoline, die Umrahmung der gesamten Feier besorgte eindrucksvoll die Express Brass Band.
Zurück zum Rollenspiel, von dem alle sagten, dass es das Härteste für sie sei. Offen über ihre Einstellungen, Probleme zu reden, die Strukturen ihrer Gesellschaft zu hinterfragen, zu analysieren – das erfordert schon Stärke, es bleibt aber theoretisch. Die Rollen zu spielen, da wird es konkret und voll emotional.
Im vorgeführten Beispiel will der der Junge zum Fußballtraining, der Trainer hat angerufen. Doch der Vater:“Du gehst Deine Schwester suchen, die streunende Hure – bring sie sofort her! … Du musst sie beschützen, Du bist für die Ehre der Familie verantwortlich, das ist das Wichtigste, wichtiger als Dein Fußball!“ Was soll er dem Oberhaupt der Familie gegenüber tun?
walter.schober@cablemail.de