Was haben ein römisch-nordafrikanischer Heiliger des 4./5. Jhd`s und das bekannte Münchner Bier miteinander zu tun, wozu lädt der Augustiner Keller (und Biergarten, Wirtsfamilie Vogler) zu einer hl. Messe in seinem Wappensaal ein, sogar zum 2.Mal ?
Gibt es zwischen Geschichte – Traditionserbe – Lebenskultur – Wirtschaft eine sinnstiftende und motivierende Verknüpfung?
Es ist das Verdienst des Gottesdienst-Zelebranten, des emeritierten Weihbischofs Franz Dietl, dies aufgezeigt zu haben – im Rahmen einer würdigen Feier, vom Chor der Polizei München – Hr.Vogler ist unterstützendes Mitglied – und der Harthauser Musi (Bad Aibling) sehr schön gestaltet, unter Einbeziehung der Festtagsgemeinde (die den Saal allerdings nicht sprengte).
Aus dem Wissenschaftler und Lebemann Augustinus war ein Christ, Bischof von Hippo und Kirchenlehrer geworden – und Gründer eines Ordens. Dieser nun war in der Geschichte Münchens von grosser Bedeutung, hat vom Beginn des 14. bis zum Beginn des 19.Jhd`s das geistige, kulturelle, gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben mitgeprägt. In seiner Kirche ist heute das Jagdmuseum, in seinem Kloster residiert die Polizei, aus der Brauerei des Augustinerordens und deren Schänke wurde der „Augustiner in der Neuhauser Strasse“, und im ehemaligen „Bierlager“ in der Arnulfstrasse haben wir heute gefeiert: die Wiederkehr des Todestages des Heiligen diese Woche und das 200-jährige Jubiläum des Augustinerkellers. So verstehen wir auch den Namen und dass der Heilige (und Weintrinker) Patron der Augustiner Brauerei und aller von ihr geführten Gaststätten ist.(Wo waren deren Vertreter und Wirte? Chef Inselkammer und Hr.
Mayer waren verhindert und haben einen Brief an WB Dietl geschrieben, nicht als Grusswort an alle Freunde der Biermarke, die gekommen waren. Wenn die Idee bei der Terrassenöffnung in der Landsbergerstrasse mit Kard. Marx entstand – wieso lässt man den Wirt Vogler allein?)
Die Mönche waren nicht einseitig fromm und etwa weltfremd, sie haben eine ganzheitliche Lebenskultur gelebt, haben uns zB das Bier gebraut. Sind wir nach ihrem Weggang heute nicht einseitig säkularisiert, werden wir nicht von der öffentlichen Meinung einfach in den Bann gezogen? Augustinus betonte die Selbstbestimmung, war für weltanschauliche Entschiedenheit, führte der Prediger aus, kam dann anhand der Worte Jesu im Evangelium („Meine Last ist leicht“) auf die „Menschlichkeit“ zu sprechen und leitete auf eine „gepflegte Gastronomie im augustinischen Geist“ über, in der der Service eine entscheidende Rolle spiele. (Es war nichts gekünstelt, wie es in meiner Verkürzung erscheint – ich kann hier im „münchenfenster“ keine Predigt wiedergeben, nur skizzieren).
Ich schließe nur: Der Orden ist nicht mehr präsent – aber ein Teil seines Erbes. Ist das nicht sowohl für Kirchen als auch die Gesellschaft Anlass für ein Erinnern und ein Auftrag: auf eine ganzheitliche Lebenskultur zu hören und sie zu pflegen ?! Das Erbe der Augustiner ist grösser als allein ein Produkt, das wir lieben.
walter.schober@cablemail.de