Mit diesem Film der belgischen Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne wird die Eröffnungstradition mit Filmen aus dem Leben fortgesetzt. Es ist wieder ein beeindruckendes Werk: über einen Elfjährigen, der seinem Vater ein Klotz am Bein ist (der Koch liebt zwar seinen Sohn, aber sieht mit ihm, mit Job und fehlender Wohnung keine Perspektive – was er seinem Kind verschweigt) und deswegen in ein Heim abgeschoben wird. Sogar das ihm Liebste, sein Fahrrad, wird verkauft. Doch der Junge ist ein Energiebündel mit zwei Zielen: den Vater trotz verlöschter Spuren zu finden, um bei ihm geborgen zu sein – und sein Herzstück Fahrrad zu haben und zu behalten.
Im Kampf um letzteres erkennt der Boss einer kriminellen Jugendgang in ihm einen „Bitbull“, der für sie – weil strafunmündig – die Raubüberfälle ausführen kann, lockt ihn und schult ihn, mit Erfolg: Der Junge sah darin einen Weg, gerade mit diesem Geld den inzwischen gefundenen Vater – der ihn aber nun offen von jedem Kontakt und Leben ausgeschlossen hat – zu gewinnen.
Auch dies ist sinnlos und scheitert, und da erkennt der Junge, was er hat, w e n er in der Erwachsenenwelt, mit der er hadert und die er ablehnt, hat: Die Inhaberin eines Friseurladens, die ihn nicht nur zu den Wochenenden aufgenommen und ihm das Fahrrad ausgelöst hat, steht – bisher unbedankt – auch mit finanziellem Einsatz und persönlichen Konsequenzen (Wahl zwischen Freund und ihm) zu ihm. Er akzeptiert nun, dass Sie ihm den Halt, das Umfeld, das „Lebensfeld“ bietet, aber nicht exklusiv für sich, sonderen sie bezieht einen Gleichaltrigen mit dessen Eltern mit ein.
Eine Zuspitzung vorher verschweige ich in diesem Vorausbericht, aber die Perspektive des Films sein ausgesprochen:
Das Energiebündel wird nun seine Energie positiv einsetzen.