München Juli 2022
Die BMW Zentrale in München ist eine bekannte Sehenswürdigkeit für Einheimische und wiederkehrende Besucher gleichermaßen. Sie liegt im Norden der Stadt, nur einen Steinwurf vom Olympiastadion entfernt. Im Hintergrund des Gebäudes erheben sich die Alpen wie eine gemalte Kulisse. Seit 50 Jahren hat das berühmte Gebäude seinen festen Platz im Stadtbild Münchens und ist heute als Wahrzeichen nicht mehr aus der Stadt wegzudenken.
Um die Geschichte des „Hochhauses“, wie das Gebäude von den meisten Angestellten genannt wird, zu verstehen, ist es wichtig, seine Rolle innerhalb der Geschichte des Unternehmens und der Marke BMW zu kennen . Nicht zuletzt, da die Errichtung und Eröffnung des Gebäudes in eine Zeit beispielloser Entwicklung fiel, die gekennzeichnet war von einem tiefgreifenden und rapiden Wandel.
Die späten 1960er-Jahre waren für BMW von großem Erfolg geprägt. Unter dem damaligen Vertriebs- und Marketingvorstand Paul G. Hahnemann gelang eine signifikante Umsatzsteigerung, und es wurde bald offensichtlich, dass die Zeit für eine Expansion gekommen war. Um der wachsenden Nachfrage nach BMW Fahrzeugen gerecht zu werden, übernahm BMW im Jahr 1966 die Hans Glas GmbH, einen lokalen Konkurrenten aus Niederbayern. So wurde das Stammwerk in München um Produktionsstätten in Dingolfing und Landshut erweitert. Schnell wurde deutlich, dass man Aufgrund der wachsenden Anzahl an Angestellten und fehlender Verwaltungsräume für diese mehr Platz benötigte.
Im Jahr 1968 erfolgte eine Ausschreibung an Architekten, ihre Visionen für ein neues Bürogebäude in München zu präsentieren. Der Siegerentwurf kam von Karl Schwanzer, der so zum geistigen Vater des Bauprojektes wurde.
Schwanzer hatte einen revolutionären Plan für das 22 Stockwerke umfassende Gebäude. Der Wiener Architekt entwarf einen Büroturm, der 99,50 Meter hoch ist, aus vier zylinderförmigen Hauptelementen besteht und inzwischen ein architektonisches Wahrzeichen für die Stadt München ist. Seine Idee war jedoch mehr als glänzender Symbolismus. Inspiriert vom Ansatz des brasilianischen Architekten Oscar Niemeyer zur Dualität von Form und Funktion legte Schwanzer Wert auf moderne Büroräume, die nahtlose Kommunikation und Co-Working zwischen den Angestellten ermöglichen, sowie eine Außenerscheinung, welche die Markenzeichen des Unternehmens repräsentiert: höchste Präzisionstechnik, technologische Expertise und finanzieller Erfolg. So stand Schwanzers außergewöhnliches Design nicht nur für BMW als ein Unternehmen an der Spitze der Automobilinnovation, sondern bot auch den vielen Angestellten, die das Gebäude täglich nutzen sollten, zahlreiche praktische Vorteile.
Das Gebäude war auch ein technisches Wunderwerk. Schwanzers Vorstellung nach sollte das Gebäude nicht auf einem traditionellen Fundament stehen, sondern an einer kreuzförmigen Stahlkonstruktion hängen. Folglich wurde das fast 100 Meter hohe Gebäude nicht wie gewöhnlich von unten nach oben errichtet, sondern in umgekehrter Reihenfolge: Zuerst wurden die oberen Stockwerke gebaut, die an der Stahldachkonstruktion „hängen“. Die vier Zylinder wurden am Boden gebaut und in Blöcken mittels eines hydraulischen Hubverfahrens nach oben gezogen. Die Neuartigkeit dieser bis dahin kaum bekannten Methode demonstrierte noch einmal mehr den futuristischen und innovativen Charakter der neuen BMW Zentrale.
Nachdem diese zugegebenermaßen ambitionierte Vision zunächst polarisierte, konnte schließlich eine Einigung erzielt und Ende 1968 mit dem Bau begonnen werden. Vier Jahre später und damit zeitgleich mit der Eröffnung der Olympischen Spiele 1972 wurde das Gebäude fertiggestellt. Die offizielle Eröffnung folgte am 18. Mai 1973.