Intensivmediziner fordern einen sofortigen Lockdown in Deutschland
Intensivmediziner fordern einen sofortigen Lockdown in Deutschland

Intensivmediziner fordern einen sofortigen Lockdown in Deutschland

(Robert Tanania) Die deutschen Intensivmediziner fordern ein unverzügliches Handeln der Politik in Deutschland angesichts der über Nacht sprunghaft gestiegenen Infektionszahlen in Deutschland, die jetzt bei 30 000 täglich liegen – und mit bis zu 600 Toten täglich. Sie gehen davon aus, dass jeder weitere Tag ohne durchgreifende und nachhaltige Lockdown-Maßnahmen Menschenleben kosten wird, so der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Professor Uwe Janssens. Dabei würde auch ein sofortiger Lockdown die Zahlen erst in zwei bis drei Wochen deutlich sinken lassen. „Ein Zögern und Warten auf Weihnachten ist schier unverantwortlich“, so Janssens. Und weiter: „Weitere 14 Tage nach dem Motto „Augen zu und durch!“ erscheinen angesichts der heutigen Zahlen nicht mehr nachvollziehbar.“

Ohne einschneidende Maßnahmen bald 420.000 Infizierte

Als Zahlenbeispiel führt er an: „Wenn wir die kommenden zwei Wochen jeden Tag im Schnitt 30.000 Neuinfektionen haben, verzeichnen wir an Weihnachten etwa 420.000 Corona-Infizierte. Die sich daraus ableitenden Zahlen an Krankenhauspatienten und schwerst erkrankten Patienten, die eine intensivmedizinische Behandlung benötigen, wird dann nicht mehr adäquat zu behandeln sein.“ Derzeit liefen bereits Vorbereitungen für Priorisierungs-Situationen.

Forderung nach gemeinsamen Handeln aller Bundesländer

Wichtig sei, dass alle Bundesländer gemeinsam handeln. So müsse auch der derzeit weniger betroffene Norden mitziehen, so DIVI-Vorstandsmitglied Professor Stefan Kluge. Und weiter: „Wir brauchen die Möglichkeit einer Reserve, um Patienten in weniger belastete Regionen in Deutschland verlegen zu können.“ Weil sich bereits jetzt einzelne Kliniken in Deutschland von der Notfallversorgung abmelden müssen, wodurch teilweise lange Transportzeiten für Notfallpatienten erforderlich werden, bis das nächste Krankenhaus mit freien Behandlungskapazitäten erreicht wird. „Auch können dringend notwendige Operationen zum Beispiel bei Krebserkrankungen oder Herzerkrankungen bereits in einigen Versorgungsgebieten nicht mehr zeitnah durchgeführt werden“, so Kluge.

Kein anderer Weg als „harter Lockdown“!

Deswegen fordert DIVI-Präsident Janssens mit Berücksichtigung der Gesamtsituation in Deutschland: „Die Belastungen auf den Intensivstationen haben ein Ausmaß angenommen, das nicht mehr lange von Pflegern und Ärzten gestemmt werden kann. Wir befürchten einen körperlichen und psychischen Kollaps der Mitarbeiter, die nun schon seit Wochen diesen Anforderungen ausgesetzt sind. Wir brauchen jetzt einen durchgreifenden Lockdown. Daran führt kein Weg vorbei!“

Foto: © DIVI/Thomas Weiland

 

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