Der Kampf gegen Corona: 2. Medikamente
Der Kampf gegen Corona: 2. Medikamente

Der Kampf gegen Corona: 2. Medikamente

Auch hier ist die Frage, welche Erfahrung bei diesem neuen Virus nutzbar sein kann, welcher Wirkstoff in der drängenden Situation erfolgversprechend eingesetzt werden kann –
um Leben zu retten, um die Schwere der Erkrankungen zu mildern,
um die Verlaufszeit abzukürzen (und auch bei diesem Virus ab einem bestimmten Stadium die Weiterinfektion zu verhindern?). Kann eine Zweitinfektion gesichert ausgeschlossen werden, ja hat ein Geheilter in sich bei anderen schützend nutzbare Antigene?

Während man Bakterien, die als lebendige Moleküle sich selbst vermehren können, mit Antibiotika neutralisieren kann (leider können sie immer mehr Resistenzen entwickeln), muß man bei Viren anders vorgehen, bei der Zeitnot bei schon Entwickeltem ansetzend:
1. Man versucht es mit antiviralen Wirkstoffen(Virostatika), die gegen Ebola und HIV entwickelt und getestet (nicht sehr erfolgreich) wurden:
zuerst in Labortests an Zellen, bevor man Versuche an Patienten verantwortlich wagen und überwacht zulassen kann.
Generell ist die Zeit zu kurz für gesicherte Erkenntnisse – sie sind z.T. unterschiedlich, nicht ausreichend belegt und erforscht.
Es geht dabei darum, die Vermehrung im Wirtsorganismus (das Selbstkopieren/-replizieren, die Selbstvermehrung) zu hemmen und damit die sog. Virenlast zu vermindern, die zu Entzündungen (nicht nur in der Lunge) führt. Damit werden die Fieberschübe/-perioden verkürzt.

Am hoffnungsvollsten sind hier derzeit die zwei grossen Studien bis Ende April an über 1000 Patienten (in München Rechts der Isar und Schwabing, dazu an 6 deutschen Kliniken) mit dem kalifornischen Mittel Remdesivir.Bei 36 von 53 schwer erkrankten Patienten (68 %) hat das Mittel sich positiv auf den Krankheitsverlauf ausgewirkt (so das wichtigste Fachblatt New England Journal of Medicine).

Berichte aus Japan über das Influenza-Mittel Favipiravir belegen Verkürzungen von Fieberperioden und von einer Beschleunigung des Verschwindens des Virus im Körper. Vom auf 5 Jahre befristeten Einsatz in China liegen keine wissenschaftlichen Veröffentlichungen vor.

Das in China eingesetzte Mittel Lopinavir hat nicht diese Wirkung ergeben – war die Dosis zu gering?
Das in Spanien eingesetzte Mittel Darunavir war mehr in Laborversuchen versprechend – selbst der Neuss-er Hersteller ist skeptisch.

2. Eine andere Herangehensweise ist der Versuch mit den sog. Entry-Inhibitatoren d.h. Eintrittshemmstoffen wie etwa APNO1. Man greift früher in den Lebenszyklus des Virus ein: Es soll nicht in die Wirtszellen eindringen, sondern umgelenkt werden, durch eine Trick gleisam: Das APNO1 ahmt das menschliche Enzym ACE2 nach, das als Rezeptor die Spikes=Greifarme des Virus zum Andocken einlädt/anlockt – es bleibt somit kein anderer Platz übrig. Und das APNO1 ist eine lösliche Substanz, die abgebaut wird.
Zudem soll das neue Medikament Entzündungsreaktionen in der Lunge reduzieren.
Das klingt zwar hervorragend, aber die bisherigen Tests zeigten widersprüchliche Ergebnisse – bei gegen Malaria eingesetzten Mitteln wie Carnostat und Chloroquin (dieses mit Nebenwirkungen aufs Herz). Es werden daher weitere Daten zur Risiko-Nutzen-Bewertung benötigt (Laut dem zuständigen Virologen von Rechts der Isar, Dr- Spinner, stehe man erst am Anfang, man beteilige sich zunächst mit Österreich und Dänemark an 200 Tests. Frühestens bis zum Herbst erhoffe man sich erste Ergebnisse).

3. Wie zu Impfstoffen setzt man weiters bei aus dem Blut Genesener gewonnenen Antikörpern an, die dann im Labor zu einem Plasma-Gemisch verarbeitet und per Infusion verabreicht werden.
In Amerika ist dies bereits unter strengen Auflagen genehmigt, auch an bayerischen Uni-Kliniken laufen Studien. Dr. Spinner bremst aber eine Euphorie ein: Es gibt wohl über 50 verschiedene Coronaviren im Menschen, 90 % der Erwachsenen haben unterschiedliche Kontakte mit diesen: Man müsse so Antikörper finden, die spezifisch neutralisierend gegen das CoV-2 wirken.
Das erschwere übrigens auch die Entwicklung eines verlässlichen Tests von Antikörpern.

MünchenBlick/ Walter Schober