Aus historischer als auch Münchner Perspektive sowie aus persönlichen Kontakten gehe ich – abseits von allgemein groß herausgestellten Firmen – auf 3 Aussteller besonders ein:
1. Geschichte der Armbanduhr
Mitte des 19.Jhds standen allgemein und so auch in Baden-Württemberg, insbesondere im Schwarzwald unter den Zeitmessern/-anzeigern die Großuhren und Wanduhren im Gebrauch, regionsbedingt dazu die Schwazwälder Schilderuhren und die mechanischen Kuckucksuhren (die ich noch als Kind in meiner Heimat erlebt habe). Das Uhrmacherhandwerk war zur Herstellung und Wartung weit verbreitet.
Taschenuhren waren noch nicht Element im Leben aller und so noch nicht täglicher Begleiter.
Da hatte ein offenbar 18-jähriger (1880 in Karlsruhe geborener) handwerklich begabter Uhrmacher namens Hermann C. Krieg einen Traum, für den er fortan all seine Ideen, seine Fertigkeiten in unzähligen Versuchen einsetzte: Das muß doch an den Arm zu bekommen sein und dort zu befestigen, in der möglichen Größe und angenehm tragbar – technisch möglichst ganggenau laufend und doch robust (Man vergleiche die heutige Diskussion um die “ Nachhaltigkeit“ ).
Er begab sich mit dieser Vision auf die Wanderschaft – als reisender Uhrmacher in die Schweiz und nach England. Sicher hat er spätestens da von den Pionierleistungen eines Louis Breguet (geb. 100 Jahre vor ihm, wohl erste Armbanduhr – für die Königin von Neapel) und Louis-Francois Cartier in Paris (dort ab 1847 – Prototyp einer Armbanduhr für einen namentlich bekannten Piloten) erfahren, und er erkannte sehr früh, daß sich ganz bestimmte Materialien für „Feder und Unruh“ eigneten.
Zurückgekehrt nach Freudenstadt im Schwazwald (bei der Gründung dieser Stadt spielten zwangsumgesiedelte evangelische Christen aus meiner Heimat eine bedeutende Rolle, daher in meinem Blickfeld) wurde die Stadt zu seinem Lebensmittelpunkt und dabei zum Start der Verwirklichung seines Traumes: diesen Uhrtyp auch gegen den Ruf „bestenfalls für Damen“ allgemeiner handwerklich umzusetzen und zu verbreiten – mit eigenen Prototypen für handverlesenen Kunden beginnend, immer auf dem Weg der ständigen Verbesserung und Erweiterung der Klientel.
1908 gründete er somit (als 28-Jähriger!) ein Ladengeschäft, er wurde unter dem Namen Carl von Zeyten (diesen Nicknamen aus seiner Wanderschaft machte er zum persönlichen Namen und Markennamen) bekannt. Er behielt seine immer größer werdende Perfektion aber nicht für sich, sondern gab sein Wissen an junge Uhrmacher weiter, zwischendurch auch als Lehrmeister an der Uhrmacherschule in Furtwangen im Schwarzwald. So gelangte durch „CvZ“ die Idee um die ´moderne Uhr`zur Serienreife und wurde an weitere Generationen überliefert –
obwohl bei seinem allzufrühen Tod am 4.3.1926 (also erst 46-jährig!) letztlich nur wenige Uhren im Umlauf waren.
Der Laden blieb Jahrzehnte erhalten (eine Art kleines Uhrenmuseum kann besichtigt werden). Man erzählt sich noch heute von seinem Leben und Schaffen (wobei seltsamerweise sein Name auf der Wikipedia-Seite von Freudenstadt keine Erwähnung findet).
2014 griff die Firma Werner Kwiatkowski Internationale Handelsagentur (ein Berliner) mit Zentrum in Bühl (Baden) die Tradion auf, reaktivierte sie und schuf eine klassische zeitlose Uhrenkollektion unter dem Namen „Carl von Zeyten“ (das Ursprüngliche somit in Ehren haltend).
Sie kann in Halle A 1 (Stand gleichsam als Almhütte gestaltet) begutachtet werden (schön gestalteter 50-seitiger Katalog, schwerpunktmäßig Automatik-Originale, zwischen Euro 299 und 499 erwerbbar- darunter jährliche Neuentwickugen, einige mechanische, auch Modelle mit doppelter Unruh, eine sportive Serie „Active Watches“, eine speziell als Rettungsuhr bei Unterwasser- und Tauchunfälle entwickelte Uhr, und zwei hochpreisige (aber 4-statt 5-stellig, da von chinesischem Zulieferer) Doppel-Tourbillon-Modelle in der Nachfolge des bereits genannten Erfinders Breguet (am besten informiert Wikipedia über diesen „Wirbelwind“).
MünchenBlick/ Walter Schober
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