Auf Einladung des Augustinerkeller-Wirtes Christian Vogler findet alljährlich im Festsaal ein Gottedienst zum Namenstag des Heiligen, der der Brauerei den Namen gegeben hat, statt::
Sonntag 1. Septgember, 10 Uhr,
gestaltet vom Männerchor und der Harthauser Musi (Bad Aibling).
Ich wiederhole dazu Auszüge aus dem entsprechenden Artikel, den ich 1912 geschrieben habe:
Was haben ein römisch-nordafrikanischer Heiliger des 4./5. Jhd`s und das bekannte Münchner Bier miteinander zu tun, wrum lädt der Augustiner Keller namens der Firmengruppe zu einer hl. Messe in seinen Wappensaal ein ?
Gibt es zwischen Geschichte – Traditionserbe – Lebenskultur – Wirtschaft eine sinnstiftende und motivierende Verknüpfung?
1912 hat der damals zelebrierende Weihbischof dies aufgezeigt.
Aus dem Wissenschaftler und Lebemann Augustinus war ein Christ, Bischof von Hippo und Kirchenlehrer geworden – und Gründer eines Ordens. Dieser nun war in der Geschichte Münchens von grosser Bedeutung, hat vom Beginn des 14. bis zum Beginn des 19.Jhd`s das geistige, kulturelle, gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben mitgeprägt. In seiner Kirche ist heute das Jagdmuseum, in seinem Kloster residiert die Polizei, aus der Brauerei des Augustinerordens und deren Schänke wurde der “Augustiner in der Neuhauser Strasse”, und im ehemaligen “Bierlager” in der Arnulfstrasse wird per Gottesdienst gefeiert: die Wiederkehr des Todestages des Heiligen. So verstehen wir auch den Namen und dass der Heilige (und Weintrinker) Patron der Augustiner Brauerei und aller von ihr geführten Gaststätten ist.
Die Mönche waren nicht einseitig fromm und etwa weltfremd, sie haben eine ganzheitliche Lebenskultur gelebt, haben uns zB das Bier gebraut. Sind wir nach ihrem Weggang heute nicht einseitig säkularisiert, werden wir nicht von der öffentlichen Meinung einfach in den Bann gezogen? Augustinus betonte die Selbstbestimmung, war für weltanschauliche Entschiedenheit.
Ich kann die Worte des diesjährigen Predigers nicht voaussehen – zeitlos bedenkenswert ist, was der Prediger 2012 sagte anhand der Worte Jesu im Evangelium (“Meine Last ist leicht”): Er kam auf die “Menschlichkeit” zu sprechen und leitete auf eine “gepflegte Gastronomie im augustinischen Geist” über, in der der Service eine entscheidende Rolle spiele. (Es war nichts gekünstelt, wie es in meiner Verkürzung erscheint – ich kann hier im “münchenfenster” keine Predigt wiedergeben, nur skizzieren).
Ich folgere nur: Der Orden ist nicht mehr präsent – aber ein Teil seines Erbes. Ist das nicht sowohl für Kirchen als auch die Gesellschaft Anlass für ein Erinnern und zugleich ein Auftrag: auf eine ganzheitliche Lebenskultur zu hören und sie zu pflegen ?! Das Erbe der Augustiner ist grösser als allein ein Produkt, das wir lieben.
MünchenBlick/ Walter Schober