Griech.-orthodoxe Gemeinde München
Griech.-orthodoxe Gemeinde München

Griech.-orthodoxe Gemeinde München

Sie hat gestern mit der gesamten christlich-orthodoxen Welt das Weihnachtsfest gefeiert, da der oströmische Bereich nicht wie West-Rom zur Feier der Geburt Jesu den Termin des heidnisch-römischen Festes von der „Unbesiegten Sonne“ aufgegriffen hat, sondern die im vorderasiatisch-hellenistischen Bereich verbreitete Idee von der Epiphanie-Erscheinung eines göttlichen Wesens. Im Stern für die „Weisen aus dem Morgenland/Drei Könige“)
klingt das bei uns an.

Die gestrigen Feiern nehme ich für mich zum Anlass, zwei markante Episoden aus dem Leben der Gemeinde
in einem Nachtrag aufzugreifen:
– die Verleihung der Medaille der Griechischen Akademie an den Metropoliten Agoustinos von Deutschland
(im Herbst) und
– an  den Vorstandsvorsitzenden der Stadtsparkasse München, Harald Strötgen (im Juni, kurz nach seinem 60. Geburtstag) in der Griech. Gemeinde aus der Hand ebendieses Metropoliten.
Beides fand in der griech.-orthod. Allerheiligenkirche (nahe Nordfriedhof und Zentrale der SpK München statt –
wo übrigens der sehr beliebte und im Stadtleben präsente Erzpriester Apostolos Malamoussis vor kurzem als Pfarrer
in Pension gegangen ist, aber in seiner Funktion vergleichbar einem Weihbischof für Bayern verbleibt.
(Über die Neueröffnung der Salvatorkirche neben dem Literaturhaus habe ich seinerzeit berichtet).

Der Metropolit ist eine würdige Erscheinung. Die Art der Begegnung und das Ausgerichtetsein auf Diskus und
Dialog verfehlen nicht ihre Wirkung. Er ist auch bei allen wichtigen Ereignisse in der Münchner Gemeinde präsent
mit seinem hervorragenden Deutsch – dabei hat er über 80 Gemeinden ins Leben gerufen, als Orte des Zeugnisses im Glaubens und der sozialen Begegnung mit den Menschen aus dem Gastland. Es gehe nicht nur um Pflege der
Religiosität, sondern auch um Stärkung der einen kulturellen Identität und Pflege der Beziehung zum Gastland. D e r Glaube sei zu vermitteln, der aus den Schätzen der Tradition schöpft u n d den Herausforderungen der Zeit
begegne (aus der Begründungsrede des Präsidenten der Akademie).
Beide Feiern waren sehr würdevoll und geprägt von den Gesängen des Byzantischen Chores; in ersterer brachte zusätzlich die Capella Cathedralis (der katholischen!) Orlando di Lasso zum Klingen, im Juni spielten auch die Münchner Symphoniker ihrem grossen Sparkassen-Mäzen (und grossen Förderer der griech. Gemeinde) zum Dank. Und in beiden Feiern begrüsste Erzpriester Malamoussis den Hauptgast und alle Gäste (in einem Fall mittels „Stimmersatz“).
Die Laudatio sprach Kardinal Marx, der die ökumenische Offenheit des Geehrten als Motor und Vorsitzenden der
Gesamt-Orthodoxie in Deutschland (seit 1994) hervorhob und in der Art des Miteinanders aller Christen – mehr im
Leben und im Beten als in Reden und Texten. Ich kann in diesem Medium nicht die tiefgehende theologische Grundlegung ausführen (Koinonia der Trinität, Eucharistie, Kontinuität und Communio als Schlagworte für die
Interessierten) – aus ihr ergibt sich das Verständnis und die Praxis des Bischofsamtes
Eines der Worte über ihn: Er leitet und repräsentiert die Kirche in grosser Klarheit und Herzlichkeit.
Mein Eindruck: Heimatbewusstsein, aber in kritischer Auseinandersetzung mit der Wahrheit – bewusst unter und mit den Menschen im Gastland lebend – zutiefst im Glauben verwurzelt.
Seine Schlussworte sprechen „zwei Empfindungen“ aus: wachsende Hochachtung vor der Kultur und dem Ethos dieses Landes und „immer mehr die Überzeugung, ein europäischer Christ oder christlicher Europäer zu sein. Es gibt die
Alternativlosigkeit zu den grossen Visionen Europas und zur Ökumene der Kirchen.“
(Anmerkung 1: Vor kurzem erhielt er im Dom zu Aachen die Europa-Medaille.
Anmerkung 2: Über Strötgen muss ich doch separat schreiben (s. Wirtschaft: Münchner Köpfe …)

walter.schober@cablemail.de