1. Eine besonders empfehlenswerte Ausstellung hat am 21.6. im NS-Dokumentationszentrum eröffnet:
Alfred Hrdlicka. Wie ein Totentanz – Die Ereignisse des 20. Juli 1944
22|06 – 27|08|2017
Alfred Hrdlicka (1928–2009) hat den Terror der NS-Zeit als Kind am eigenen Leib erfahren. Die nationalsozialistischen Verbrechen sind zentrales Thema im Werk des Wiener Künstlers.
Der große Zyklus „Wie ein Totentanz – Die Ereignisse des 20. Juli 1944“ ist eine seiner eindringlichsten Arbeiten. Im Mittelpunkt der 53-teiligen Bildfolge steht das gescheiterte Attentat der Verschwörer um Claus Schenk Graf von Stauffenberg.
Neben diesem konkreten historischen Ereignis ist der Zyklus als Abrechnung mit dem preußischen Militarismus zu lesen. Hrdlicka warnt mit der anspielungsreichen Bildfolge einerseits „vor falschen Leitbildern“, andererseits wendet er sich gegen Männlichkeitskult, Größenwahn und Barbarei des Militarismus.
Entstanden sind düstere Radierungen mit zum Teil drastischen Darstellungen von Grausamkeit und Gewalt,
denen Hrdlicka durch Kommentartexte eine weitere Bedeutungsebene verlieh.
So ist der Radierzyklus eine komplexe Hommage an motivisch verwandte Meisterwerke der europäischen Kunstgeschichte (etwa von Goya oder Dix), ein programmatischer Beitrag zur Kunst nach 1968 und ein kritischer Kommentar zur deutschen Erinnerungspolitik zugleich. Hrdlicka, der vehement für eine expressive figurative Kunst mit politischer Botschaft eintrat, wurde als engagierter Künstler wiederholt angefeindet – und blieb dennoch zeitlebens unbeirrt kritisch und unbequem.
Das NS-Dokumentationszentrum, Brienner Straße 34, ist dienstags bis sonntags von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Der Besuch der Sonderausstellung ist im Eintrittspreis von 5 Euro inbegriffen (ermäßigt 2,50 Euro, bis 18 Jahre frei).
Zur Ausstellung, die bis 27. August zu sehen ist, erscheint ein Katalog mit zahlreichen Abbildungen (20 Euro, erhältlich im Buchshop des NS-Dokumentationszentrums). Außerdem gibt es ein Begleitprogramm, Details und Termine sind auf www.ns-dokuzentrum-muenchen.de zu finden.
(Bericht folgt nach Lektüre des Katalogs)
Vorschau: Ein anderes Haus in München, das ebenfalls nicht – wie die Staatsgalerien, das Lenbachhaus und die HypoKulturstiftung – zu den Prime-Kunstorten gezählt wird, präsentiert im nächsten Monat ein herausragendes Kunstevent, nämlich das Künstlerhaus am Lenbachplatz: Es wird vom 11.7. bis zum 3.9.
Salvador Dali`s BIBLIA SACRA Suite (105 Farbgrafiken zum Alten und Neuen Testament, 1963 bis 1965 nach Aquarellen entstanden, handsigniert) erstmals einer Öffentlichkeit zugänglich machen (aus der Sammlung von Richard H. Mayer, Kunstkontor Bamberg).
Auch darüber werden wir berichten.
MünchenBlick/ Walter Schober