Zeitnah der grossen internationalen Teppich-Konferenz (12.ICOC im Juni in Stockholm) hat der fränkische Sammler speziell turkmenischer Teppichkunst (etwa 200 Stück) Peter Hoffmeister zusammen mit der grossen russischen Expertin Elena Tsareva den Prachtband
TURKMEN CARPETS. Masterpieces of Steppe Art, from 16th to 19th Centuries. The Hoffmeister Collection
(Vorwort Daniel Shaffer von HALI, 168 Abb., 169 Seiten – zusätzlich deutsche Übersetzung angefügt, 1 Karte, sparsam Zeichnungen und Illustrationen)
herausgebracht – wobei der Verlag (Arnoldsche Art Publishers, Stuttgart) entscheidend zum Gelingen beigetragen hat – was den Band auch nicht verteuert hat (Versand branchenunüblich günstig für Euro 65,-). Rat: Zugreifen!
Herr Hoffmeister hat schon 1980 seine damalige – heute zum Teil abgegeben – Sammlung vorgestellt („Turcoman Carpets in Franconia“ – weil die Sammlung Luxburg im Schloss Aschach bei Bad Kissingen mit enthalten war), 1988 seine Zeltbänder (Tent Band, Tent Bag.Classic Turcoman Weaving) – schon damals mit je einem renommierten Co-Autor, da es ihm um gemeinsames Verstehen und Annehmen des künstlerischen Ausdrucks im Nachlass längst erloschener Stammeskulturen geht.
Bei der ICOC Nr. 10 in Washington hat er umfangreich Leihgaben zur Verfügung gestellt und sie im Konferenz-
Katalog 2003 beschrieben. Aber auch für anderen Katalogen hat er Beiträge verfasst bzw. hält häufig Vorträge.
Das Buch mit seinen hervorragend gelungenen Reproduktionen (bisherige Veröffentlichungen einzelner Stücke waren
nicht einheitlich gut – das Zeltband-Buch habe ich jetzt nicht verglichen, ist aber an sich schon in wesentlich kleinerem Format!) wird -auch in seiner Zweisprachigkeit – das einschlägige Standardwerk werden, dafür bürgt auch Frau Tsareva (auch wenn und gerade weil sie sich auch anderweitig zu Wort gemeldet hat). Ich verweise ansonsten auf
Jon Thompson und etwas ältere Werke von Azadi, Pinner – leider verstorben – , Loges, Troost …Herr Exner hat seine Sammlung schon länger abgegeben, da ist wohl nichts zu erwarten, und was Herr Sienknecht an Turkmenen noch in seinem PC hat .. – eine Veröffentlichung wäre sehr wünschenswert). Hier trägt auch der Aufbau in seiner Gründlichkeit und Gegliedertheit zum Erfolg bei: Historischer Hintergrund – die einzelnen Stämme nacheinander – Spezielles wie „Adler“ und „Mittlerer Amu Darja“, Zeltbänder, Flachgewebe und Stickerei -“ nicht Identifiziertes“.
D. Shaffer schreibt in seiner Einleitung treffend: „Das Gesamte ist hier grösser als die Summe der Teile“ und ich gebe ihm recht. Ich war Hr. Hoffmeister schon nach 1980 dankbar für den Satz „Bloßes Anhäufen ist Ansammeln, nicht Sammeln“. Wer von allem etwas haben will, von allen vorkommenden Sparten ein Belegstück, hat bald eine Ansammlung von Mittelmäßigem. Hoffmeister hat sich beim Erwerb am künstlerischen Wert und der historischen Bedeutung der Einzelstücke orientiert und so einen Gesamtblick erworben auf Werk und Leistung dieser Stammesgesellschaften: Sie schufen Gegenstände für ihr Leben aus ihrer Lebenseinstellung heraus und in tiefer Verbundenheit mit ihren Ursprüngen. Aber zugleich wurden diese zu Botschaften ihrer Einstellungen, ihrer Beziehung zur Welt – kürzelhaft ja (Hoffmann:“Kraft der Abstraktion“), dynamisch, in einem bewundernswerten Form- und Farbgefühl, meist mit künstlerisch vollendeten Proportionen.
So entdeckte er den Wert des „Sammelns in Gruppen“: Beim Eindringen in die Stärke von Stücken, im Vergleichen
fragt man sich: Was setzt im Selben einen anderen Akzent (durch Muster, Farbe, Komposition, Technik)? Oder sind
sie nur jeweils „anders schön“? Nicht mehr Genuines – wenn auch fragmentarisch erhalten – und Nachgemachtes hat nicht mehr diese Kraft der Ausstrahlung, sondern ist eher verwirrend, wenn nicht nichtssagend.
So lohnt sich dann heute auch eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesen „alten Objekten“. Sie können
etwas „wiederbringen“ in dem „lebendigen Tradieren“ und im Eindringen in den geschulten Betrachter.
Dieser Artikel ist eine e r s t e Auseinandersetzung mit diesem Buch anhand des dargestellten F u n d u s
und der Lektüre von Vorwort und Einführung. Den Text von Frau Tsareva muss ich erst studieren.
walter.schober@cablemail.de —-Erwerb: www.arnoldsche.com