Muenchen 22.Oktober 2011
12 Performances mit Liedern von Tony Conrad, Georg Friedrich Haas,
Georg Katzer, Liza Lim, Samir Odeh-Tamimi, Enno Poppe, Rolf Riehm,
James Saunders, Rebecca Saunders, Elliott Sharp, Mika Vainio, Jennifer Walshe
10. Performance: 30.10.2011, 12.00 – 18.00
mit Liedern von Georg Friedrich Haas, Liza Lim und James Saunders
Sängerinnen und Sänger: Neue Vocalsolisten Stuttgart
Susanne Leitz-Lorey, Sopran
Truike van der Poel, Mezzosopran
Der Künstler Olaf Nicolai (*1962 Leipzig) hat zwölf internationale Komponistinnen und Komponisten eingeladen, Lieder zu aktuellen politischen Ereignissen des laufenden Jahres zu schreiben – Ereignissen, die ebenso wenig absehbar sind wie die Kompositionen selbst. Als A-Cappella-Stücke werden diese Lieder an zwölf Sonntagen auf der großen Treppe der Pinakothek der Moderne uraufgeführt. Es gibt keine festgelegten Aufführungszeiten, die Lieder werden zu unterschiedlichen Zeiten mehrfach am Tag wiederholt. Im Rahmen dieses Performance-Projektes wurde die Treppe der Pinakothek der Moderne bereits an neun Sonntagen bespielt. Bei der kommenden, zehnten Aufführung werden folgende Kompositionen von den Neuen Vocalsolisten Stuttgart vorgetragen:
In dem Stück »Schweigen, II. Lampedusa« – einer Fortsetzung von »Schweigen, I. Fukushima« – des Grazer Komponisten Georg Friedrich Haas (*1953) geht es um die humanitäre Notlage afrikanischer Flüchtlinge vor der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa. Haas prangert die Missachtung des internationalen Seerechts an, weil die Behörden den Flüchtlingen die Hilfe verweigern.
Bei der Trilogie »3 Angels« der australischen Komponistin Liza Lim (*1966) handelt es sich um eine inhaltliche Variation der im September bei »Escalier du Chant« uraufgeführten Komposition. Die Erstaufführung des Stücks hat eine Reihe von Texten miteinander verbunden: zwei Exzerpte der »Schreibbücher« der französischen feministischen Autorin Hélène Cixous (*1937) und einige Zitate von Neda Agha-Soltan. Mit 27 Jahren starb die junge Frau, deren Name »Stimme« bedeutet, während der Proteste zu den Wahlen im Iran am 20. Juni 2009 in den Straßen Teherans und wurde daraufhin »Engel der Freiheit« genannt.
Die am 17. September in New York begonnene und inzwischen weltweit agierende »Occupy Wall Street«-Bewegung gegen die Macht der Finanzmärkte und ihren Einfluss auf Politik und Gesetzgebung bilden den Ausgangspunkt von James Saunders Komposition »distribution study #10«. Sie lädt das Publikum zur aktiven Beteiligung ein.
Olaf Nicolai verwandelt mit seinem Werk die Treppe der Pinakothek der Moderne in eine Bühne, auf der sich die Besucher als Akteure wiederfinden.
»Bei meiner Arbeit geht es um die Bedeutung des Klangs – auch im Titel der Arbeit: Durch das Aussprechen des französischen Werktitels »Escalier du Chant« ergibt sich eine Anspielung auf Marcel Duchamp. Dessen vor 100 Jahren entstandenes Gemälde »Akt, eine Treppe herabsteigend« erweiterte radikal die traditionelle Vorstellung des unbewegten Bildes um die Seh-Erfahrungen des bewegten. Das Gemälde von Duchamp lässt Zeit sichtbar werden. Auch meine Arbeit verbindet eine Treppe mit einer Zeiterfahrung.«
Kurator: Bernhart Schwenk
Alle Termine von Escalier du Chant auf einen Blick:
30.01. | 27.02. | 27.03. | 17.04. | 29.05. | 26.06.
31.07. | 28.08. | 25.09. | 30.10. | 27.11. | 18.12.