Das Thema ist zur Zeit prominent in München vertreten:
1. In der internationalen Kunstmesse „Highlights“, von einem Konsortium unter Hr. Bernheimer im Westflügel des
Hauses der Kunst bis zum 30.10., ist mit Franz Bausback ,Mannheim, eines der ältesten und prominentesten deutschen Familienunternehmen vertreten. Ich mache v.a. auf einen herrlichen Khotan aufmerksam – aber auch die
Provenienzen Ushak, Kuba, Kerman blieben mir in Erinnerung, sowie China und Jomud, Beshir.
Aber auch der Münchner Maximilian Lerch macht mit einer überraschend hochrangigen Präsenz auf sich aufmerksam.
Dass er immer wieder starke Turkmenen-Hauptteppiche anzubieten hat, wissen die Fachleute (wobei er einen
C-Gül-Yomuth noch in der Hinterhand hat). Auch die Provenienzen Akstafa, Gendjeh, Karatchoph und Senneh
fielen mir auf.
Die Katalog-Überschrift „Kunst erleben – Eine Schatzsuche von Antike bis klassische Moderne“ gibt das Angebot der
Schau sehr zutreffend wieder.
2. In der 56. Kunst-Messe München, nunmehr von der EXPO Management GmbH im Postpalast nahe der Hacker –
Brücke veranstaltet, ebenfalls bis 30.10., ist nur Hans Eitzenberger Hamburg vertreten (u.a. ebenfalls ein C-Gül-
Hauptteppich, 2 Chinesen, ein Susani mit seltener Musterung).
Diese Messe hat ein sehr ähnliches Angebot, ist aber zudem mit der Munich Contempo verbunden, einer stark international (bis Asien hin) besetzten Präsentation zeitgenössischer Kunst.
3. Über die Antiqitätenmesse auf dem Nockherberg kann ich nichts sagen – sie erhebt nicht die Ansprüche
der beiden anderen Messen, wäre aber durchaus eines Besuches wert.
4. Ein Highlight der „Orientalischen Teppichkunst“ bietet bis zum 4.3.2012 das Nationalmuseum mit einer
Studioausstellung, in der es die 2 „Holbein“-Teppiche aus eigenem Bestand zeigt – flankiert von Schautafeln mit
Abbildungen und Texten, zudem in Führungen dem Publikum die Bedeutung des Hauptstückes nahebringend.
Anlass ist nämlich die abgeschlossene Restaurierung des „Sternenteppichs“, den das Haus 1910 von Bernheimer
erworben hat. Der bedeutende Forscher Kurt Erdmann hatte ihn 1942 erst in einem Aufsatz publiziert und 1950 in Hamburg gezeigt, 1979 in Ingolstadt und 1983 in London.
Die Namen „Holbein“-, „Lotto“-, „Memling“-Teppiche .. sind nicht beschreibend zu verstehen, sondern bezeichnen
eine Gruppe von vorderasiatischen Teppichen aus dem osmanischen Reich, – wohl in Damaskus und Kairo gefertigt, im ausgehenden 15. Jhd (Karbonprobe zB 1413 bis 1626 für den „Wind“-Teppich mit sehr ähnlicher Musterung) – ,
da sie von Malern dieser Jahrhunderte auf ihren Gemälden (vorwiegend Porträts, auch Madonnen-Bilder) als Raumdekor abgebildet wurden (Datierungshilfe somit). Einige haben sie sogar dazu erworben – ansonsten fanden sie sich in herrschaftlichen Räumen und Moscheen.
Heute muss man nach Berlin (wenn kriegsverschont), Istanbul und Philadelphia reisen, um eines der ganz wenigen Exemplare zu sehen. Sie haben eines vor der Haustür, für kurze Zeit – als „Kunstwerk des Monats“!! Für 3 Führungen
hat sich die Kustodin/Restauratorin die Hilfe des Münchner Sammlertreffen-Organisators und gelegentlichen Hali-
Autors Dipl.-Ing. Christian Erber geholt, der sehr intensiv Material gesammelt und in einer Computeranimation
den Versuch unternommen hat, den Mittelteil zwischen den beiden Fragmenten zu rekonstruieren. Bei einem
Vortrag dieser Woche hat er nochmals berichtet, in freier Rede mit dem mehrseitigen Material als Stütze. Als
Lesetext wäre dies sehr wünschenswert – vor dem Objekt sollte man eher didaktisch bildbeschreibend und
zeigend vorgehen, für die Historie einen Merkfaden vorlegen statt eine Fülle von Daten.