Münchner Köpfe, Köpfe für München: Heinrich Oberreuter
Münchner Köpfe, Köpfe für München: Heinrich Oberreuter

Münchner Köpfe, Köpfe für München: Heinrich Oberreuter

Er wird wohl seinen Abschied Mitte des Monats i n dem von ihm initiierten und zäh durchgesetzten neuen grossen Hörsaal feiern können, wie verdient: der Direktor der Politischen Akademie in Tutzing. Damit wird er seiner Nachfolgerin und dem von ihm umstrukturierten Kollegium bessere Arbeitsbedingungen („verbesserte Chancen des Arbeitens und Tagens“) übergeben als er sie hatte. Beim Sommerfest im Juli durften wir a u f dem Dach des Neubaus sprich auf der neuen Terrasse mit Rosengarten feiern und das auf der Decke des Hörsaals lastende Gewicht von 600 Tonnen mit unserem Gewicht verstärken.
Einschub post festum: Ja, wir konnten da den Abschied vollziehen – nach zwei Wochen Normalbetrieb-Probe.
Aber das Ziel ist das Gewicht der vermittelten Bildung, die Gewichtigkeit der Argumente. Frau Hamm-Brücher hat die Einrichtung des Freistaates bei ihrer Gründung als „Kraftzentrum politischer Bildung“ charakterisiert.
Prof. Oberreuter sagte bei seiner programmatischen Fest-Rede, sie müsse ihre gesetzliche Aufgabe „wissenschaftlich fundiert tun“, und folgerte: „Dies ist keine Heimvolkshochschule de luxe, sondern ein intellektueller Stern am (nicht nur) bayerischen Akademiehimmel – und auf unserem Spezialgebiet muss er der hellste sein. Unsere Publikationen sollen davon zeugen.“

Für Grossveranstaltungen hat das Raumangebot (Hörsaal im ersten Stock, dazu 4 Seminarräume, bei schmalen Gängen trotz einiger schon vollzogener Aus- und Umbauten) nicht gereicht. Was tun? Wegziehen – vor allem vom See und Park als Ambiente? Direktor Oberreuter hatte einen Plan, aber stieß mit ihm selbst bei seinem Kuratorium (Vorsitz Ex-Minister Hans Maier) „auf höflich-distanzierten Unglauben“ (an die fiskalische Verwirklichungsmöglichkeit) und beim amtierenden Kultusminister benötigte er die Amtshilfe des damaligen Finanzministers Faltlhauser.
Was werden sollte und nun auch wurde – nämlich keine Ergänzung des Bestandes, sondern etwas Neues, als Herzmitte des Akademie-Geschehens – , war wohl die Idee des Architekten Friedrich Hingerl: Er buddelte 6 m tief in den Hang hinein: hinunter zu einer Basis und Fundament der Akademie. Man bemerkt den Neubau nur vom Park her – blickt aber aus dem Neubau heraus auf den See. Mit diesem Blick kann nicht einmal „der Nachbar“ (wir werden auf  ihn kommen in einem Artikel) bieten – dafür sind Park und Bauten bei ihm ein Traum.

Nun sind die 3,75 Millionen Euro (besonders teuer die moderne Medientechnik!) gestemmt. Zur Sicherung des Altbaus (im Kern die Villa Buchensee) mussten mehr als 100 Bohrpfähle 8 m tief in die Erde gesetzt und mit Beton ausgegossen werden. Für den 800 qm- Komplex wurden etwa 300 t Stahl verbaut. Das Ergebnis ist neben Catering-, Technik- und Lagerräumen nach breiter Treppe (und behindertengerechtem Lift) und breitem Gang ein 231 qm-Saal für 220 Gäste (bei Bedarf schallisoliert teilbar). Un d wenn hier zu wenig „Geist“ weht: Gegenüber wird es ein Bierstüberl geben – für intensive Beratungen. damit der „Geist“ blitzt und blitzt (Vorsicht beim Fließen!).

Oberreuter schloss seine programmatische Rede: Politische Bildung müsse sich „stellen“ (den lokalen Prozessen, den nationalen, europäischen, internationalen: dem gesellschaftlichen und politischen Geschehen mit seinen Fragestellungen und Aufgaben – und aus der Zusammenschau Erkenntnisse herausholen und gewinnen).
Und wörtlich:
„Sie muss grundsätzliche Erkenntnisse auf die Zeit – (ich ergänze: und damit auf die lokalen Probleme) – anwenden. Sie solle dem Individuum helfen, die Umwelt zu verstehen und sich in ihr zu verhalten, gesellschaftlich und politisch. Sie sollte ihm helfen, im Strudel des Wandels nicht unterzugehen.
Das versuchen wir zu tun.“

walter.schober@cablemail.de