Zwischen den Artikeln über die größten Sorgen, die wir zur Zeit haben – die Griechenland- und die Flüchtlings-Fragen – nun eine „leichtere Kost“ eingeschoben:
Mit einem zweitägigen Festprogramm gestern und heute und der Herausgabe einer inhaltsreichen und schön illustrierten Festschrift feiert einer der ältesten Schrebergärtenvereine Münchens, unmittelbar südlich des Westfriedhofs gelegen, sein Jubiläum (Festzelte neben der Vereinsgaststätte „Zur Linde“, die auch Heimat der Schützengesellschaft Schützenliesl München-Neuhausen ist) – „zunftgemäß“ bei herrlichen Wetter (Man hat heute ja auch mit einem Fest-Wortgottesdienst begonnen, vom Moosacher Pfarrer Cambensy gefeiert).
Da ließ es sich Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter nicht nehmen, mit Gattin zu erscheinen und ein freundliches Grußwort zu sprechen. Schließlich will er die Gartenflächen in München nicht missen und versprach deren Weiterbestand und Hilfe bei besonderen Bedürfnissen (zB Wegebau; „melden, wenn nötig schreien“).
Wenn man zurückrechnet, kommt man auf die Zeit des Beginns des 1. Weltkriegs, weswegen der Chronik-Teil der Festschrift auch beginnt mit „Aus der Hungersnot geboren“. 1914 war die „Private Kriegshilfe München NOrdwest“ als Verein gegründet und dessen Vorsitzender, der Neuhauser Schulleiter Oberlehrer Karl Freytag, regte März 2015 die Planung von „Familienkriegsgärtenhilfen“ an, dabei eine vorhandene und verwirklichte Idee aufgreifend und an die Not der Zeit anpassend:Familien zur Selbstversorgung mit den Grundnahrungsmitteln Kartoffel, Gemüse und Obst zu verhelfen.
An sich ist die Schrebergarten-Idee fast 150 Jahre alt: Bewegungsbereiche für Kinder am Rande der sogenannten Schreberwiesen. Im Laufe der Zeit entstanden daraus kleine umzäunte Parzellen, die von der gesamten Familie genutzt wurden. In Leipzig wurde ein Verein auf Initiative eines Herrn namens Dr. Moritz Schreber gegründet (Zufälle gibts!).
In München wurde 1906 die erste Kleingartenanlage eröffnet (heute als „Heinrich-Schlicht-Anlage“ dem Jubilar unmittelbar benachbart), aber nur zwei folgten bis zum Kriegsausbruch. Nun wurde rasch gehandelt: für die Überlassung städtischer Grundflächen gesorgt und für die Anschubfinanzierung von 10.000 Mark für die „Anbaufläche 1“. Am 27. Juni 2015 wurde offiziell feierlich eröffnet.
So konnte heute die 1. Vorsitzende des Vereins (siehe Überschrift) Frau Rosemarie Becker der Stadt als Grundeigentümerin, dem verpachtenden Kleingartenverband München e.V. (1.Vors. Helmut Schmidt) und dem Partner Spaten-Franziskaner-Bräu GmbH (seit 85 Jahren) und vielen anderen danken.
OB Reiter dankte allen Kleingartenvereinen und ihren Mitgliedern für ihre Arbeit, die gerade in einer so dicht besiedelten Großstadt von großer Bedeutung sei. Die Anlagen „bereichern das Stadtbild und fördern das soziale Miteinander, spielen eine wichtige Rolle für das ökologische Gleichgewicht, den Natur- und Artenschutz sowie das städtische Kleinklima.Und sie bieten zudem eine sinnvolle und naturverbundene Möglichkeit zur Freizeitgestaltung und Naherholung…. Sie tragen in mehrfacher Hinsicht zur Lebensqualität in unserer Stadt bei.“
MünchenBlick/ Walter Schober