„Glückliches China – dort hat man noch Träume.“ So kommentierte Prof. Dr. Holger Magel, der Präsident der Bayerischen Akademie Ländlicher Raum e.V. und häufig in China für die Hanns-Seidel-Stiftung tätiger Experte, die aktuellen Entwicklungspläne für China, die von Generalkonsul Zhu Wanjin vorgestellt worden waren.
Unter dem Titel „Chinas Traum“ hatte das Generalkonsulat der Volksrepublik China in München gemeinsam mit der Hanns-Seidel-Stiftung am 15. Dezember 2014 zu einer Veranstaltung eingeladen.
Prof. Ursula Männle, Vorsitzende der Hanns-Seidel-Stiftung, stellte zentrale Fragen: Wie sieht der von Staatspräsident Xi Jinping persönlich als Leitmotiv formulierte „Chinesische Traum“ konkret aus? Was will China? Was wünschen sich die Menschen in Stadt und Land? Wie soll dieser Traum erfüllt werden?
Einen Einblick in den „Chinesischen Traum“ präsentierte Zhu Wanjin, der Generalkonsul der VR China in München: Es sei der Traum eines Landes, einer Nation und eines Volkes. China strebe danach, seinen eigenen Weg weiterzugehen.
Das Konzept „Chinas Traum“ will Folgendes verwirklichen: Angesichts der drängenden gesellschaftlichen Herausforderungen soll der Bevölkerung eine freie und umfassende Entfaltung in ihrem Lebensraum durch Reformen in Wirtschaft, Politik, Kultur, Gesellschaft und Ökologie ermöglicht werden. Dieses Vorhaben ist langfristig angelegt.
Bis 2021 soll ein „allgemeiner bescheidener Wohlstand“ für alle realisiert sein und bis 2049 ist es das Ziel, ein „starkes, demokratisches, sozialistisches und modernes Land“ aufzubauen. Diese beiden Daten repräsentieren die so genannte „Doppelte Hundert“. 2021 jährt sich die Gründung der KP Chinas zum 100. Mal; 2049 feiert die VR China ihr 100jähriges Bestehen.
Die Verwirklichung der anspruchsvollen Ziele des „Chinesischen Traums“ müsse, so der Generalkonsul, in ständigem Abgleich mit den aktuellen Entwicklungen geschehen. Daneben müsse das Volk durch sein Bewusstsein diese Ziele mittragen. In China bedeute dies die Ausbildung eines nationalen Geistes, der Patriotismus mit der Sensibilisierung für aktuelle Reformschritte verbinde, wie etwa den Aufbau des Rechtsstaates.
China sei nicht isoliert. Bezogen auf die Perspektiven für die deutsch-chinesische Zusammenarbeit sei 2015 als Jahr der gemeinsamen Innovationskooperation in Wissenschaft und Technik geplant.
Die Bedeutung Chinas als wirtschaftlicher und politischer Partner Deutschlands und Bayerns werde sich damit weiter vertiefen. Schon das Jahr 2014 sei durch intensiven Austausch geprägt gewesen, insbesondere durch die Besuche von Staatspräsident Xi Jinping und Ministerpräsident Li Keqiang in Deutschland sowie von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ministerpräsident Horst Seehofer in China.
Prof. Dr. Holger Magel ging in seinem Vortrag auf die Umsetzung der ambitionierten Ziele des „Chinesischen Traums“ ein: Es gehe um eine intelligente Entwicklung, um die zentralen Wünsche der Menschen nach einem besseren Leben zu realisieren. Diese Wünsche finde er exemplarisch in dem Report „Global, aber gerecht“ von Misereor und anderen Herausgebernauf den Punkt gebracht: Chancengerechtigkeit, Versorgungsgerechtigkeit und Verfahrensgerechtigkeit.
Prof. Magel betonte, dass die Grenzen des Wachstums in vielen Teilbereichen ein grundlegendes Umdenken erfordern. So müsse das Ziel Chinas, seine Bevölkerung ernähren zu können – ein Ziel, das seit der Gründung der VR China immer von höchster Wichtigkeit war – aufgegeben werden, wenn die Erträge der eigenen Landwirtschaft auf Kosten der Qualität gehen. Hinzu kommt der Urbanisierungsdruck: es seien Fehlentwicklungen zu vermeiden, etwa dass wertvolle Ackerflächen verbaut oder geschützte Räume als Bauland freigegeben werden.
Als Experte für Landentwicklung und Urbanisierung mahnte er, dass bei kluger langfristiger strategischer Ausrichtung immer darauf zu achten sei, dass nicht irreversible Maßnahmen die Umsetzung notwendiger Reformen gefährdeten, wenn nicht unmöglich machten. Die Nachhaltigkeitsziele für bessere Luft-, Wasser- und Bodenqualität und der Modernisierungsdruck in Stadt und Land müssten von partizipativen Planungsprozessen begleitet sein.
Moderiert von der Leiterin des Instituts für Internationale Zusammenarbeit der HSS, Dr. Susanne Luther, zeigte die rege Podiums- und Plenumsdiskussion, dass das Thema den Nerv der Teilnehmer getroffen hatte. Insbesondere die Perspektiven für die chinesisch-deutsche Zusammenarbeit standen im Fokus.
Für die Arbeit der Hanns-Seidel-Stiftung in China, so versicherte Susanne Luther, würden auch in Zukunft neben der ländlichen Entwicklung die beiden wichtigen Themenbereiche Bildung – inklusive der beruflichen Bildung– sowie der gesellschaftspolitische Dialog im Zentrum der Projektarbeit stehen.
Einigkeit bestand im Plenum darüber, mit weiteren Diskussionsveranstaltungen diesen konstruktiven Dialog ebenfalls in München weiter voranzubringen. Der „Chinesische Traum“ biete auch in Deutschland und Bayern eine Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen und so das Verständnis füreinander zu vertiefen.