Erste deutsche Weltmeisterin im Bouldern – 16.000 Zuschauer fiebern mit und feiern
Erste deutsche Weltmeisterin im Bouldern – 16.000 Zuschauer fiebern mit und feiern

Erste deutsche Weltmeisterin im Bouldern – 16.000 Zuschauer fiebern mit und feiern

Wie im Kalender eingetragen war, fand vom 21. bis 23. August unter dem Dach des Olympiastadions in München erstmals die Weltmeisterschaft (bisher mehrere Weltcup-Bewerbe) im „seillosen Klettern in Absprunghöhe/4,5 m“ – das ist Bouldern – statt: Die 6 Finalistinnen und 6 Finalisten waren am Samstag abends gefordert, in 4 Durchgängen
in je 4 Minuten die festgeschraubten „Probleme“ bis zum „Topgriff“ (beide Hände 3 Sekunden) zu erreichen.

Juliane „Jule“ Wurm schaffte das mit den wenigsten Versuchen, bei den Herren der junge Tscheche Adam Ondra,
nachdem der deutsche Mitfavorit Jan Hojer als letzter Kämpfer (weil Gewinner des Halbfinales, wie Juliane) am allerletzten Zielgriff gescheitert war und Gesamt-Dritter wurde, Es war deswegen ein äusserst spannender Bewerb. Beide Titelträger konnten übrigens ihren vor 2 Jahren in Paris erworbenen Titel nicht verteidigen.

Für die Münchner, die wegen ihrer Alpen-Nähe ohnehin fürs Klettern und auch den Klettersport leicht zu gewinnen sind, wird es gewiss ein grosser Impuls sein, die Stars als Vorbilder unmittelbar in nächster Nähe erlebt zu haben, insbesondere für die Kinder. Deswegen hat die Stadt München auch dieses Spitzenereignis großzügig gefördert –
Stadträtin Kristina Frank als offizielle Vertreterin nannte den Betrag von 80.000 Euro als Zuschuss für den Ausrichter DAV (Deutscher Alpenverein), der in München 170.000 Mitglieder hat; etwa 80.000 klettern – in der Natur und in den Zentren Thalkirchen (Frühjahr 2011 erweitert) und Freimann (ab Frühjahr 2015). Spitzensport, Breitensport der Freizeitkletterer und Nachwuchsförderung lassen sich nicht trennen.

Als Sport gibt es neben dem Bouldern das Lead (Vorstieg) als bekannteste Disziplin, seit mehr als 20 Jahren: mit Seil an etwa 1o m hohen Kunstwänden. Es gilt, mit Kraft, Ausdauer und technische und taktische Finesse inerhalb eines Zeitlimits eine Route sturzfrei zu meistern bzw. höher als die Konkurrenz zu kommen. Die Zwischensicherungen müssen selbst eingehängt zu werden. (Im Finale wird „onsight“ geklettert: 6 Minuten Zeit, sich vom Boden aus vorzubereiten – dann sind alle isoliert.)

Beim Speedklettern ist der Name Programm: Wer zuerst von zweien oben ankommt, gewinnt (im „klassischen“ Speed mit Seitentausch; bis 7. Grad, Seilsicherung von oben; Im „Normspeed“ beide identisch, 15 m hoch). Das Finale verläuft nach dem K.O.-System.

Drei Wochen nach der Münchner Boulder-WM fand nun in Gijon/Spanien die WM in den beiden anderen Disziplinen statt, wobei der Tscheche Ondra im Lead
wieder sein überragendes Kletter-Talent unter Beweis stellte und gewann (ganz knapp vor dem Spanier Puigplanque; bei den Damen wurde erstmals eine Südkoreanerin Weltmeisterin vor einer Slowenin und einer Österreicherin).
Im Speedklettern gewann ein Ukrainer mit neuem Weltrekord, bei den Damen eine Russin vor einer Polin.
Der Frankfurter Jan Hojer trat in beiden Disziplinen an, erreichte je den 30.Platz und gewann wegen seiner Bronzemedaille in München (und übrigens dem
Weltcup-Gesamtsieg im Bouldern) die Silbermedaille in der Overall-Wertung, Thomas Tauporn wurde Vierter. Zwei andere deutsche Teilnehmer erreichten im Lead die Plätze 16 und 23.

MünchenBlick/Walter Schober