München Dezember 2013
Die Münchner Polizei hat heute an den Erstbezug des Polizeipräsidiums vor 100 Jahren in der Ettstrasse mit einem Festakt erinnert.
Das erhabene Gebäude, dessen bekannter Architekt Dr.Theodor Fischer war , wurde in mitten der Stadt unweit von der Frauernkirche in nur 3 Jahren errichtet.
Im Juli 1911 begannen, nach dem Abbruch des Augustinerstockes, die Bauarbeiten in der Ettstraße. Im Herbst 1913 war der Neubau fertiggestellt. Nach dem Einbau der Inneneinrichtung konnte im Dezember 1913 der Umzug der Schutzmannsabteilung erfolgen. Am 01. März 1914 folgte der Einzug der Polizeidirektion.
Die Ausführung des Neubaues wurde dem königlichen Professor der Technischen Hochschule, Dr. Phil. Theodor Fischer übertragen. Es war ihm wichtig, das Äußere so zu gestalten, dass Rücksicht auf die Beschaffenheit der Umgebung genommen wird, sich der Neubau einfügt und das Straßenbild bereichert. Falsche Monumentalität sollte vermieden werden. Dies zeigt sich gut am Problem des sogenannten „Ettplatz“. Vor dem heutigen Haupteingang befand sich früher ein Klostergarten. Fischer vermied im Gegensatz zu den meisten Wettbewerbern, den Eingang mit der Formidee eines Barockschlosses zu gestalten. Der südliche Teil des „Ettplatz“ musste für Polizeizwecke als Verkehrshof genutzt und mit einer Mauer abgegrenzt werden. Durch diese Vorgabe verschwand eine von weitem sichtbare Erkennbarkeit des Haupteingangs. Um die Erkennbarkeit wieder aufzuwerten, stellte er das Hoftor mit zwei figurenbekrönten Pfeilern (mit Torlöwen) senkrecht zur Ettstraße in die Hauptblickrichtung. Fischer war es wichtig, den Menschen, die von der Neuhauserstraße kommend, zum Gebäude gehen mit dem Hoftor ein Blickziel zu bieten.
An der Löwengrube wurde die Bauhöhe nach den baupolizeilichen Bestimmungen maximal genutzt aufgrund des Raumbedarfs der Polizeidirektion. Die Fassade ist klar und wuchtig gegliedert und hat in den beiden unteren Geschossen ein Relief von Pfeilern, das die obere glatte Fassade optisch trägt. Unterbrochen wird die Front von einem Treppenerker, der mit einem Relief geschmückt ist sowie mit Fresken von sechs Todsünden. Diese Todsünden sind „in grotesker Scheußlichkeit dargestellt zur Warnung vor den Leidenschaften, die den Menschen auf Abwege führen und in Konflikt mit der Polizei bringen“.
Die Fassade an der Augustinerstraße wiederholt die Gliederungselemente des Traktes an der Löwengrube. Das Einfahrtstor ist mit figürlicher Malerei geschmückt. An der Ecke Augustinerstraße und Löwengrube waren nicht alle Grundstücke in staatlichem Besitz, sodass beide Fassaden nicht in einem schönen Abschluss zusammengeführt werden konnten, was Jahrzehnte später mit dem Neubau Posteck vollendet wurde.
Überbaut waren 6673 qm und die Fläche der Höfe betrug 3312 qm. Es wurden sechs Geschosse übereinandergebaut.
Die Erdgeschosshalle zeigt mehrere raumbildende Elemente, wie verschiedene Fußbodenhöhen, unterschiedliche Lichtzufuhr und Gegensätze von freiem und stützengeteiltem Raum. Auf der linken nördlichen Seite befand sich das polizeiliche Fundbüro. Da dort viel Publikumsverkehr herrschte, war es nahe am Eingang.
Rechts war die Verkehrspolizei. Im nahen Verkehrshof fand die Überprüfung öffentlicher und privater Fuhrwerke statt. Gegenüber war der Rapportsaal, indem mehrmals täglich der Rapport (Berichte und Meldungen) der Kriminalschutzleute stattfand. Der Saal sollte auch für Feste und Prüfungen der Beamten dienen.
Im nördlichen Mitteltrakt befanden sich der Paternoster, die Haupttreppe, das polizeiliche Zahlamt und die Hausverwaltung.
Im ersten Stock gibt es einen teppichartig gemusterten Plättchenmosaikboden. Die Stockwerkshöhe wurde nach Gründen der wirtschaftlichen Ausnutzung nicht überhöht. Zu hohe Räume verlieren an Wohnlichkeit und solche „seelischen Eindrücke sind für den an den Raum gebundenen Beamten genauso wichtig, wie die Faktoren Luftmenge und Belichtungsart“.
Am nördlichen Ende befinden sich die Präsidialräume. Das Amtszimmer ist in den Vorbau herausgezogen mit dem Vorteil einer südlichen Lage und direktem Anschluss an die dahinterliegende Dienstwohnung. Innen dominieren abgestimmte Farben: helles und warmes Kirschbaumholz mit dunklen Nussbaumeinlagen, schwarzes Leder, weinrote Wandbespannung und grüne Vorhänge. Die Raumausstattung besorgten die Vereinigten Werkstätten für Kunst und Handwerk. Daneben befanden sich der Sitzungsraum und die Bibliothek. Dahinter im Trakt Löwengrube das politische Referat (Vereins, Versammlungs und Pressewesen), das in direkter Nähe zum Präsidenten sein musste.
Im Trakt zur Ettstraße waren das Ein und Auslaufamt, die Abteilung Passwesen und das Einwohneramt. Dafür waren viele Schalteranlagen vorgesehen, die jeweils mit Juramarmor verkleidet waren. Viele Räume im ersten Stock waren diesen Ämtern zugeordnet. Auch die Registratur begann dort, die einen sechsgeschossigen Aufbau zwischen den beiden
Mitteltrakten aufwies. Die Geschosse waren mit einem elektrischen Aktenaufzug verbunden.
Im zweiten Stock war die Sicherheitsabteilung I (Straftaten gegen Leben und Eigentum, Unglücksfälle, Vermisste). Zugeordnet waren die Sicherheitskommissare und Kriminalschutzleute, die dort nach Stadtbezirken geordnet ihre Diensträume hatten. Zur Löwengrube kam das Gesundheitswesen mit den Bezirksärzten.
Im dritten Stock an der Haupttreppe war das Zimmer der Leitung der Schutzmannschaft. Im nördlichen Mitteltrakt war ein Unterrichtssaal für die Dienstausbildung der Kriminalisten und der Schutzleute. Die anderen Räume waren Wohnräume (für unverheiratete Schutzleute) und Bereitschaftsräume für zwei Abteilungen der Schutzmannschaft des innersten Stadtbezirks.
Im vierten Stock befanden sich ähnliche Einrichtungen für zwei weitere Schutzmannschaftsabteilungen.
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