München 10. Juni 2013
Anlässlich der Eröffnung des Staatlichen Museums Ägyptischer Kunst betont
Kunstminister Wolfgang Heubisch: „Das Museum Ägyptischer Kunst ist jetzt
dort angekommen, wo es hingehört: Mitten im Münchner Kunstareal.
Hier kann es als ein weiteres Glanzlicht der reichen Museumslandschaft unserer
Landeshauptstadt wirken und auf den gesamten Freistaat ausstrahlen.“ Bis-
her war die Ausstellung des Museums recht beengt in Räumlichkeiten in der
Residenz untergebracht. Verwaltung und Depot waren ausgelagert. Künftig
steht dem Museum allein für die Dauerausstellung die dreifache Fläche zur
Verfügung. Zusätzlich erhält es einen eigenen Raum für Sonderausstellungen
und einen Vortragssaal. In Zukunft sind in dem über 3.700 Quadratmeter
großen Neubau zudem alle Einrichtungen des Museums unter einem Dach
vereint. „Kunstschätze, die bisher in den Magazinen lagerten, können nun
endlich der Öffentlichkeit präsentiert werden. Aber auch die Stücke, die schon
in den alten Museumsräumen in der Residenz gezeigt wurden, erscheinen
nun in einem völlig neuen Licht. Das liegt zum einen an den hervorragenden
Bedingungen, die das neue Haus bietet: die großzügige Gestaltung der Räu-
me, das klug überlegte Design der Vitrinen und der innovativen Lichttechnik.
Zum anderen ermöglicht uns auch die inhaltliche Konzeption eine ganz neue
Sicht auf Altbekanntes.“ Den Ausstellungsmachern sei wichtig gewesen, dass
die Vorteile der modernen Technologien zwar genutzt werden, sie aber visuell
im Hintergrund bleiben. „Im Zentrum stehen alleine die antiken Kunstwerke.
Sie sollen ihre eigene Kraft entfalten und so den Museumsbesuch zu einem
ästhetischen und emotionalen Erlebnis machen“, so Heubisch weiter.
Bereits im August 2011 hatte die Hochschule für Fernsehen und Film den
Neubau an der Gabelsbergerstraße bezogen. Jetzt zieht das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst nach.
Heubisch betont :
Auf den ersten Blick ist diese Konstellation sicherlich ungewohnt. Ich bin mir aber sicher wir dürfen von dieser unothodoxen WG viele spannende Momente erwarten.
Konzeption
Die Planung für ein neues Ägyptisches Museum bot die Gelegenheit, den
besonderen Charakter der Sammlung in der Ausstellung herauszuarbeiten. Der
Name „Staatliches Museum Ägyptischer Kunst“ ist Programm. Das Ägyptische
Museum ist ein Kunstmuseum, nicht eine mit Kunstwerken illustrierte Kultur-
und Religionsgeschichte Seinem Sammlungsschwerpunkt Skulptur sind zwei
große Säle gewidmet. „Kunst und Form“ ordnet die Statuen nach formalen,
ikonographischen und stilistischen Kriterien. „Kunst und Zeit“ zeigt die
Evolution der ägyptischen Kunst über einen Zeitraum von fünf Jahrtausenden.
Es folgen die Themenräume „Pharao“, „Fünf Jahrtausende“, „Jenseitsglaube“,
„Religion“, „Ägypten in Rom“, „Nach den Pharaonen“, „Schrift und Text“,
„Kunst-Handwerk“„Nubien und Sudan“ und „Alter Orient“- Der Raum „Ägypten
(er)fassen“ ist für Sehbehinderte konzipiert.
Durch die Integrierung der frühchristlichen Kunst, des antiken Sudan und der
römischen Ägyptomanie bietet die Ausstellung einen historisch und regional
außergewöhnlich breiten Überblick und gibt dem Museum ein
unverwechselbares Profil..
Jeder Saal hat seine spezifische themenbezogene Atmosphäre. Der Rundgang
vermittelt eine Abfolge wechselnder Raumeindrücke. Eine optisch deutlich
markierte Führungslinie am Fußboden bietet eine klare Orientierung im
Labyrinth der miteinander kommunizierenden Säle.
Zur Gewährleistung eines geschlossenen Erscheinungsbildes des ganzen
Museums wurden alle Objekte restauriert und neu gesockelt.
Ansprache zur feierlichen Eröffnung des Ägyptischen Museums iun München
Das Informationssystem
Die Ausstellung setzt auf die Sprache der Originalwerke. Durch ihre
Gruppierung im Raum, ihre Abfolge und ihre Ausleuchtung sind die Objekte
optimal in Szene gesetzt und laden zum Zwiegespräch ein. Die knappe,
gegenüber den Originalen zurücktretende deutsche und englische Beschriftung
ist in drei Ebenen gegliedert. Raumtexte (auch in Braille-Blindenschrift),
Vitrinentexte und Objektbeschriftungen.
Ein Mobile Guide, die neuste Generation von Audioführungen, informiert auf
einem kleinen Touch-Screen über die aktuelle Position, lädt zur Auswahl von
Bild- und Sprachinformationen über Einzelobjekte ein und bietet verschiedene
Rundgänge an, u. a. „Highlights“, „VIPs“, „Director’s Choice“.
Medienstationen mit interaktiven Tischplatten bieten frei wählbare
Hintergrundinformationen zum jeweiligen Raumthema. Eine
„Übersetzungsmaschine“ erlaubt das Lesen eines acht Meter langen
Totenbuchpapyrus. Eine wandfüllende Projektion erläutert graphisch 12000
Jahre Geschichte und Kultur des sudanesisch-ägyptischen Niltals.
All diese Informationssysteme sind so zurückhaltend in die Räume integriert,
dass sie die Ausstrahlung der Originalobjekte nicht behindern oder gar
überlagern.
Eine Klanginstallation vermittelt zu besonderen Zeitpunkten durch eine für das
Museum erarbeitete Komposition von Mark Polscher einen außergewöhnlichen
atmosphärischen Eindruck. Premiere ist am 11. Oktober 2013.
Dr. Dietrich Wildung erfahrener Experte für ägyptische Kunst
Diese Statue eines falkenköpfigen Gottes ist ein hervorragendes Beispiel der
ägyptischen Tierplastik. Hier ist dem eleganten Schwung des Körpers mit
seiner kaum gebändigten Spannkraft der gekrümmte Schnabel des Vogels
entgegengesetzt. Die starke Stilisierung der Details (Federmuster, Umrandung
der Augen) sowie die Verwendung kostbarer Materialien überhöhen die
Darstellung eines Tieres zur Wiedergabe des Göttlichen.
In dieser Figur ist vermutlich die Kultstatue eines Falkengottes aus dem
Allerheiligsten seines Tempels erhalten.
Der Schatz einer meroitischen Königin, die im ersten Jahrhundert unserer
Zeitrechnung lebte, besteht aus einer Vielzahl der unterschiedlichsten
Schmuckstücke: Oberarmreifen und Schildringe, Ketten, Anhänger und
Armbänder sowie Siegelringe.
Die außergewöhnlichsten Stücke sind die so genannten Schildringe, deren
Verwendung als Fingerringe wenig wahrscheinlich ist. Vermutlich handelt es
sich bei diesen Stücken um einen Stirnschmuck, der auf ein Diadem aufgesetzt
wurde und je nach Anlaß ausgewechselt werden konnte.
Die aufgrund ihres Formates am Oberarm getragenen Reifen wurden durch
Bänder aus Leder oder Stoff zusammengebunden, umschlossen also nur einen
Teil des Armes. In ihrer ausladenden Form könnte man afrikanischen Einfluß
erkennen, und die Technik der Goldschmiedearbeit weist Parallelen zu
hellenistischen Stücken auf. So verschmelzen in diesen Schmuckstücken
ägyptische, afrikanische und hellenistische Elemente zu einer neuen Einheit.
Sie spiegeln damit en miniature die meroitische Kultur wider, die als
Randkultur zunächst der hellenistischen Welt, später des römischen
Imperiums (300 v. – 350 n. Chr.) und als Tor zu Afrika eben diese Einflüsse
verarbeitet hat.
AUS DER GESCHICHTE DES ÄGYPTISCHEN MUSEUMS
Das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst gehört zu den ältesten in Europa.
Seine ersten Anfänge gehen auf das „Antiquarium“ Herzog Albrechts von
Bayern zurück. In dieser herzoglichen Sammlung, die im Jahre 1600 in der
Residenz aufgestellt wurde, befanden sich bereits auch einige ägyptische
Stücke, die in der römischen Kaiserzeit ihren Weg aus dem Niltal nach Italien
gefunden hatten und hier ausgegraben und erworben worden waren.
Die würdige Repräsentation der ägyptischen Kunst in München schuf König
Ludwig I. von Bayern. Schon als Kronprinz gelangen ihm 1816 bedeutende
Erwerbungen in Paris aus den von Napoleon Bonaparte aus Rom entführten
Kunstschätzen. Auch die Ankäufe bedeutender Sammlungen wie die der
Denksteine des Mittleren und Neuen Reiches aus dem Besitz des Hauptmanns
Ferdinand Michel und des Reisenden Wilhelm Sieber gehen auf den
kunstverständigen König Ludwig I. zurück. Dazu kommen die Erwerbungen
wertvoller Denkmäler aus den Sammlungen von Edward Dodwell und des
Konsuls Bernadino Drovetti. Schließlich erwarb König Ludwig I. noch den
kostbaren Goldschatz einer Königin von Meroe (im heutigen Sudan) aus dem
Besitz des in Ägypten tätigen italienischen Arztes und Reisenden Giuseppe
Ferlini.
Diese und viele andere ägyptische Stücke waren ursprünglich auf drei
Münchner Museen verteilt: Die größeren steinernen Denkmäler, Statuen und
Reliefs waren im „Ägyptischen Saal“ der Glyptothek einleitend den griechischen
und römischen Marmorwerken vorangestellt; Werke ägyptischer Kleinkunst,
vorwiegend aus Metall und Glas, befanden sich im Antiquarium (Museum
Antiker Kleinkunst), während inschriftliche Zeugnisse, Stelen, Papyri, Särge,
Mumien und Grabbeigaben eine eigene Ägyptische Abteilung der „Vereinigten
Sammlungen“ unter der Obhut der Akademie der Wissenschaften bildeten.
Erst 1935 wurde die Ägyptische Sammlung aus den „Vereinigten Sammlungen“
herausgelöst und als „Ägyptische Staatsammlung“ in der Residenz aufgestellt.
In den 60-iger Jahren wurden alle ägyptischen Denkmäler aus dem Besitz des
Freistaates Bayern in der „Staatlichen Sammlung Ägyptischer Kunst“ vereinigt,
die im Jahr 2000 in „Staatliches Museum Ägyptischer Kunst“ umbenannt wurde.
Nach einer ersten Präsentation im Jahr 1966 im „Haus der Kulturinstitute“ in
der Katharina-von-Bora-Straße 10 (vormals Meiserstraße 10) wurde das
Museum mit einem ersten Teil 1970 im Hofgartentrakt der Münchner Residenz
eröffnet, der zweite Teil folgte 1972. Dieser Standort, eigentlich nur als
Provisorium gedacht, erwies sich rasch als zu klein und für einen modernen
Museumsbetrieb ungeeignet: Es gab keinen Platz für einen Shop oder eine
Garderobe, keinen Raum für Vorträge, Sonderausstellungen oder
museumspädagogische Aktivitäten, und rasch wurde in den folgenden Jahren
auch der Platz für die Präsentation der Objekte zu klein.
Schon in den späten 70-er Jahren gab es erste Überlegungen zu einem Neubau,
die dann 10 Jahre später in einen ersten, letztlich folgenlosen städtebaulichen
Rahmenwettbewerb mündeten; als neuer Standort war damals das Gelände der
ehemaligen Ehrentempel am Königsplatz vorgesehen. In den 90-er Jahren gab
es dann verschiedene Überlegungen, ein bestehendes Gebäude für das
Museum umzuwidmen, eine Projektstudie bezog sich seinerzeit auf das
Amerika-Haus am Karolinenplatz. Mit der Ankündigung eines
Architekturwettbewerbs im Jahr 2003 zur Bebauung des so genannten
Nordost-Areals der TU München an der Gabelsbergerstraße, das durch den
Umzug der dort untergebrachten Institute auf den Campus in Garching frei
wurde für eine neue Nutzung, fiel der Startschuss für Planung und Bau des
neuen Gebäudes für das Museum.
Eindrücke zur Eröffnung des Museums für Ägybtische Kunst 2013
Das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst überrascht durch seine weitgehende
Unsichtbarkeit im Stadtbild des Kunstareals in der Maxvorstadt. Eine
monumentale Portalwand weist den Weg zum verborgenen Eingang in eine
lichtdurchflutete Welt unter der Oberfläche.
Die Einbindung des Ägyptischen Museums ins Kunstareal und die
Weltkunstgeschichte wird programmatisch unterstrichen durch die Neon-
Installation von Maurizio Nannucci im ersten Skulpturensaal: ALL ART HAS
BEENCONTEMPORARY.
Unter den Top Ten der ägyptischen Museen nimmt München mit seinem
Schwerpunkt ägyptische Kunst eine Sonderstellung ein.
Als eigenes Haus für eine außereuropäische Kultur bildet das Museum
Ägyptischer Kunst eine Erweiterung des Horizonts des Kunstareals und steht
für die Offenheit eines aktuellen Kulturbegriffs.
Förderer und Sponsoren
Ein großer Teil der Restaurierungsarbeiten, die Medienstationen, der Mobile
Guide und der Raum „Ägypten (er)fassen“ wurden durch Sponsoren und
Förderer ermöglicht.
Der Freundeskreis des Ägyptischen Museums München e. V. mit ca. 1.000
Mitgliedern unterstützt das Museum seit 38 Jahren.
Die Ernst von Siemens Kunststiftung hat bedeutende Erwerbungen ermöglicht
und den Druck von Publikationen finanziert.
Zur Erstausstattung haben beigetragen die Bayerische Sparkassenstiftung, das
Staatliche Hofbräuhaus in München, die Firmen Leonhard Weiß und Glas
Trösch.
Medienpartnerschaft mit bayern 2.
Dauerleihgaben der Republik Sudan
Leihgaben aus Privatbesitz setzen Glanzlichter in der Ausstellung.
Öffnungszeiten und Preise
11.-15. Juni: 10 bis 20 Uhr, Eintritt frei
Ab 16. Juni:
Dienstag 10 bis 20 Uhr, Mittwoch bis Sonntag 10 bis 18 Uhr
Montags geschlossen
Eintritt: 7 €, 5 € ermäßigt, Sonntags 1 €, Kinder bis 16 Jahre frei
Multimediaguide im Eintrittspreis enthalten (für Kinder 1 €, Sonntags 1 €)
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