Wer die Arbeit der rührigen Agentur vor allem im Belcanto-Bereich (traditionell also Bellini und Donizetti) im Gasteig genossen hat, steht diese Woche vor dem Genuss eines neuen Angebotes: Am Mittwoch präsentiert einer der aufstrebendsten jungen Tenöre im Cuvillier-Theater ein reines Mozart-Programm aus Oper und Konzert. Der Slowake Pavol Breslik ist schon an der Spitze angekommen und wird gefeiert.
(27.2. also abgesagt -siehe auch Kalender dieses Mediums).
Am 10.Februar (Abend 2) durften wir im Gasteig erleben, dass eine frühe Verdi-Oper zu einem grossen Erlebnis werden kann, wenn sie von Spitzenkräften auch bloss konzertant präsentiert wird: I Due Foscari ist zu unrecht fast vergessen. Eine der grössten Vater-Rollen, natürlich eine Bariton-Partie –
und das vom vielleicht grössten Vertreter des Fachs Paolo Gavanelli gesungen, den Zwiespalt zwischen der Liebe zum letzten verbliebenen Sohn und der (vermeintlichen) Erfüllung der Herrscher-Pflicht (Doge als konstitutioneller, nicht absoluter Monarch) erschütternd realisierend; der unschuldig leidende und an der Liebe des Vaters
zweifelnde Sohn, musikdramaturgisch sehr aktiv konzipiert (der junge mexikanische Tenor Arturo Chacón-Cruz bewältigt die Partie sehr gut) und die aktiv für ihren Mann
kämpfende Ehefrau, alle Facetten eines Sprans einfordernd (die Leipzigerin Simone Kermes ist weltweit begehrt und mehrfach ausgezeichnet) – das sind die drei tragenden
und vom 31jährigen Verdi (1844, wie Ernani; 1842 Nabucco – nur 3 Monate nach Donizettis letzter Oper für Italien) schon meisterhaft fixierten Figuren. Man weiss nur nicht, was der wirkliche Hintergrund des eine Herrscherfamilie ausschaltenden Konfliktes ist: eine Intrige (welche? warum?) ja, und der Intrigant ist oft auf der Bühne und kostet am Ende seinen vollen Triumph aus – nur musikalisch ist er nicht präsent (wie der Jago im „Otello“: einzelne Sätze, und das meist in Ensemles, ergeben keine
Opernfigur. Und wieweit der Rat von Venedig, über den meist nur gesprochen wird und dessen Entscheidungen mitgeteilt werden, in einer szenischen Aufführung (aus dem
Chor herausgeschält) präsent werden könnte, müsste genauer untersucht werden.
Ergebnis: 3 packende echte Verdi-Personen ergaben einen packenden Musikabend. Fehlen zum Opernabend wirklich nur die Gegenfiguren?
Was musikalisch glänzend ist, will ich bei Gelegenheit noch darlegen.
walter.schober@cablemail.de