Mitglieder des diplomatischen Corps bleiben in der Regel 3 – 5 Jahre in einer Stadt/einem Land . Im August muss uns so die sehr rührige und beliebte – bei ihren Landsleuten hier und bei den Bayern – Generalkonsulin Polens verlassen und befindet sich derzeit auf man kann sagen „Abschiedstour“. Schon bei ihrer sehr beachteten Rede als Doyenne des diplomatischen Corps beim Neujahrsempfang des Ministerpräsidenten wusste sie, dass ihre Zeit bei uns zu Ende geht: „Sechs Jahre in der Bayerischen Hauptstadt –
Mein München bist Du!“
Und sie schloss mit eiem Satz des Schriftstellers Helmut Zapf – pardon, ich kenne ihn nicht – :“Alles Gute und Schöne, das wünsche ich Dir, für jetzt, morgen und die übrige Zeit … offene Augen für die Freunde am Weg … Zeit für Liebe …dass Du in allem einen Sinn drinnen siehst!“
Und sie zitierte Kierkegard: Das Leben lässt sich nur rückwärts verstehen, es muss aber vorwärts gelebt werden!
(Ich werde auf diese Rede, die für die allgemeine Situation das Motto vorgab:
Die Entdeckung des Menschen als Antriebskraft,
noch näher eingehen)
Jetzt aber zur grossen Abschiedsfeier gestern (Samstag – bewusst vormittags) im Künstlerhaus: Ich kann mir nicht vorstellen, dass es einen den Menschen besser charakterisierenderen und bewegenderen Abschied von einem Diplomaten geben kann als von Elzbieta Sobotka. Es war bewundernswert, wie klar sie trotz eigener Bewegtheit am Ende ein Musterbeispiel ihrer Redekunst geben konnte – und dann einen ihrer beiden kleinen Enkel auf den Arm nahm, gerade aus Neuseeland eingetroffen. „Das Leben geht weiter! – Wenn man in die Welt hinein arbeitet, kommt die Welt in die Familie hinein!“
Gesandt um Ihr Land zu vertreten, nicht nur mit Charme und Einsatz – Brücken bauend zwischen den Menschen hier und den Menschen in Polen – ein zutiefst musischer Mensch (das Künstlerhaus als Ort der Begegnung mit der Musik Polens insbesondere Chopin`s) – kurz symbolhaft unter einer besonderen Laterne Schwabings – Mutter und nun
Grossmutter .. all das wurde lebendig gespiegelt in den Reden der Leiterin Maja Grassinger des Hauses mit dem Motto Nobis et Amicis (für uns und Freunde), Europaministerin Emilia Müller und Landrätin Johanna Rumschöttel sowie von Hr. Greissl, Generalsekretär des Konsularischen Corps in Bayern (Frau Sobotka war dessen Doyenne) in Anwesenheit von Landtags-Vizepräsident Bocklet
und durch die Vertreter der Bayerischen Musik („Die Blechquintet“ der Blaskapelle Höhenkirchen-Siegertsbrunn), die Rezitationen zum Thema „Liebe und Freundschaft“ (Schauspielerin Ingrid Resch), den Chopin-Interpreten Wolfgang Leibnitz (Arrau-Schüler, wohnhaft nahe München), das Ballettstück (Amelie Pichelkästner, aus der internationalen Schule der Französin Prof. Caroline LLorca), durch den Jazz-Pionier und Saxofonisten Leszek Zadlo (in Graz ausgebildeter Pole, nun Professor in München und Würzburg- vorige Woche hatte er schon einen ganzen Abschieds-Abend im Hansa-Haus gestaltet), durch die Interpreten Schwabinger Lieder Elke Deuringer (Stief`s „Morgendämmerung“) und Maria Weige („Isar-Märchen“ – daraus stammt das Zitat „Mein München bist du“;
Schwabings Galerist Wolfgang Roucka hatte dazu einen Pianisten mit „Hofbräuhaus-Variationen“ aufgeboten – und besagte Laterne der Schwabinger Gisela: Schwabing – das ist ein Zustand).
Bevor Frau Sobotka zu Wort kam, flüsterte ihr – als Überraschung – die Gruppe Flüstergesang ins Ohr.
Sie aber wird für uns eine gerne gesehene „geheime Botschafterin Polens“ bleiben, und in ihrem Herzen eine
Botschafterin Münchens in ihrer Heimat Warschau.
P.S.: Fast unterschlagen – ihre Zeit als Generalkonsulin in NRW zuvor, wovon ihr Mitstreiter Dr.Matthias Kneipp vom Polen-Institut Köln (Arbeit in Schulen!) als ausgezeichneter Moderator Zeugnis gab. Vor 20 Jahren war Frau Sobotka als Stipendiatin nach Bonn gekommen , war dann im Arbeitsministerium für Deutschland zuständig – und ist am Freitag als Begleiterin MP Seehofers bei seiner offiziellen Polen-Reise als Bundesrats-Präsident (vor 20 Jahren war e r im deutschen Arbeitsministerium Staatssekretär) zurückgekehrt, eine schöne Fügung zum Ende ihrer Amtszeit.
walter.schober@cablemail.de